Donnerstag, 14. August 2014

Ebola: Sind wir in Gefahr?

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Ebola: Sind wir in Gefahr?

Die WHO hat die Seuche zum Internationalen Gesundheitsnotfall erklärt. Sind wir in Deutschland sicher? Wie verläuft Ebola? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Ein Überblick

Ärzte in Ebola betroffenem Gebiet
Medizinisches Personal in Afrika legt Schutzkleidung für die Behandlung von Ebola-Patienten an

Medizinisches Personal in Afrika legt Schutzkleidung für die Behandlung von Ebola-Patienten an
Im Februar 2014 begann der Ausbruch der bisher größten Ebola-Epedemie. Angefangen im westafrikanischen Guinea, breitete sich das Virus schnell über die Nachbarstaaten aus. Mittlerweile hat es unter anderem Nigeria erreicht. Die World Health Organization (WHO) hat die Seuche am 8. August als Internationalen Gesundheitsnotfall erklärt.
Somit kann die Organisation von nun an weltweit Vorschriften zur Eindämmung des Ebola-Ausbruchs erlassen. Dazu zählen beispielsweise Quarantäne-Maßnahmen, Grenzschließungen oder Vorschriften, die den internationalen Reiseverkehr betreffen.
Professor Bernhard Fleischer, Leiter des Nationalen Referenzzentrums am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin und Professor Reinhard Burger, Präsident des Robert-Koch-Institutes, beantworten unsere Fragen.

Ebola Virus
Das Ebola-Virus unter dem Mikroskop

Das Ebola-Virus unter dem Mikroskop

Was ist das Ebolavirus?

Fleischer: Das Ebolavirus ist ein Virus, das beim Menschen unter anderem hohes Fieberund Blutungen hervorrufen kann. Von den momentan 1700 bekannten Erkrankten sind in diesem Ausbruch rund 900 gestorben. Das wäre eine Sterblichkeitsrate von über 50 Prozent. Es kann allerdings sein, dass Ebola gar nicht so häufig tödlich ist. Wir erfahren nur von den Schwerkranken, die in der Klinik sterben. Es gibt vermutlich auch leichtere Fälle, die zu Hause genesen.
Burger: Außerdem spielt es auch eine Rolle, mit welchem Typ des Virus man sich infiziert hat. Nicht alle sind gleich gefährlich.

Sind wir in Deutschland in Gefahr?

Burger: Grundsätzlich nein. Es besteht natürlich immer ein Risiko, dass Reisende die Krankheit nach Deutschland oder Europa mitbringen. Aber in Deutschland haben wir ein sehr gutes Gesundheitssystem und eine sehr gute Versorgung. Ebola-Patienten würden sofort isoliert werden. Die Gefahr, dass Ebola nach Deutschland kommt, ist ein wenig gestiegen, da das Virus Nigeria erreicht hat. Von hier aus gibt es direkte Flugverbindungen nach Deutschland. Davor traten Ebola-Fälle meistens in abgelegenen Regionen auf ohne Flughafen. Die meisten Ebola-Patienten werden allerdings so schnell sehr krank, dass sie nicht mehr reisen können.

Wie ansteckend ist die Krankheit?

Fleischer: Das Ebolavirus wird mit Körperflüssigkeiten übertragen. Zum Beispiel durch Blut, Urin oder Erbrochenes. Gefährlich ist also der direkte und ungeschützte Kontakt mit erkrankten Personen. Auch wenn ein Ebola-Patient Viren an den Händen hat, eine Türklinke berührt, der nächste den Griff ebenfalls berührt und sich danach seine Augen reibt, ist eine Übertragung denkbar. Das prägnanteste Symptom von Ebola ist Fieber. Nur Ebola-Infizierte, die bereits Fieber haben, sind ansteckend. Ist der Patient genesen, ist er nicht mehr gefährlich.
Burger: Es gibt keine Hinweise auf eine Übertragung von Viren auf den Menschen durch die Atemluft.

Wie sieht der Krankheitsverlauf aus?

Fleischer: Die Inkubationszeit beträgt zwischen zwei und 21 Tagen. Meistens geht es schnell. Symptome sind unter anderem Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen. Es fühlt sich an wie eine schwere Grippe. Der Tod tritt durch innere Blutungen ein.

Wie kann ich mich schützen?

Burger: In Deutschland muss sich die Bevölkerung keine Gedanken um Schutzmöglichkeiten machen. Menschen, die in Westafrika mit Erkrankten arbeiten, werden von ihrem Arbeitgeber über die Risiken und über die nötigen Vorkehrungsmaßnahmen informiert. In Deutschland gibt es ein Netzwerk von Kompetenz- und Behandlungszentren, die auf den Umgang mit solchen Erkrankungen spezialisiert sind.

Wie behandeln die Ärzte Ebola-Patienten?

Fleischer: Bisher gibt es nur experimentelle Ansätze. Die Krankheit ist noch nicht ausreichend erforscht. Es gibt beispielsweise den Versuch, mit Antikörpern zu arbeiten. Teilweise gewonnen aus dem Serum Genesener. Nach einer überstandenen Erkrankung ist man nämlich immun. Zu derartigen Maßnahmen greift man nur in allerhöchster Not. Normalerweise werden Medikamente, die beim Menschen angewendet werden, in langen Studien sehr genau geprüft.
Burger: Bisher gibt es keine Schutzimpfung.

Wie sollten sich Patienten verhalten, die denken, dass sie an Ebola erkrankt sind?

Fleischer: Ohne Fieber und ohne Kontakt mit Ebolapatienten können Sie beruhigt sein. Wenn Sie dennoch einen Verdacht haben, gehen Sie zu Ihrem Hausarzt. Beschreiben Sie Ihre Symptome und erzählen Sie, wo Sie sich aufgehalten haben. Wenn Sie nicht in Afrika waren, sondern beispielsweise in Brasilien, oder keinen direkten Kontakt mit Erkrankten hatten, ist es fast ausgeschlossen, dass Sie sich mit Ebola infiziert haben. Besteht bei entsprechenden Symptomen ein begründeter Verdacht, wird sich der Hausarzt mit einem Tropeninstitut oder der nächsten Universitätsklinik in Verbindung setzen. Hier werden dann Tests gemacht.

Kann ein Ebola-Patient wieder komplett gesund werden?

Burger: Ja, das kann er.

Sophie Kelm, www.apotheken-umschau.de; aktualisiert am 11.08.2014, erstellt am 08.08.2014 
Bildnachweis: Thinkstock / Fuse, Getty Images / AFP

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