Dienstag, 8. Oktober 2013

Malaria-Impfstoff nährt Hoffnung im Kampf


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08.10.2013, 18:30 Uhr

GlaxoSmithKline stellt Testergebnisse vor
Malaria-Impfstoff nährt Hoffnung im Kampf

08.10.2013, 18:30 Uhr | AFP, rtr
Malaria tötet jährlich 655.000 Menschen. GlaxoSmithKline arbeitet an einem Impfstoff. (Quelle: dpa)
Malaria tötet jährlich 655.000 Menschen. GlaxoSmithKline arbeitet an einem Impfstoff. (Quelle: dpa)
Der erste Impfstoff gegen Malaria ist in Sicht. Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) will nach "ermutigenden" Testergebnissen den Einsatz seines neuen Malaria-Impfstoffes vorantreiben und im kommenden Jahr die Zulassung bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA beantragen.
Sollte diese grünes Licht geben, könnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits 2015 eine Empfehlung für das Mittel mit dem Namen RTS,S abgeben, hieß es.
Das Medikament ist für Kinder in Afrika jenseits der Sahara gedacht, in Europa will GSK das Mittel nicht vermarkten.

Malaria-Fälle bei Kindern nahezu halbiert

GlaxoSmithKline legte bei einer internationalen Malaria-Konferenz im südafrikanischen Durban erste Ergebnisse seiner Versuchsreihe der Phase drei vor, an der mehr als 15.000 Kinder beteiligt waren. Demnach sorgte der Impfstoff dafür, dass sich bei kleinen Kindern die Zahl der Malaria-Fälle nahezu halbiert habe. Bei Säuglingen im Alter von sechs bis zwölf Wochen war RTS,S nach der ersten Impfung bei 27 Prozent wirksam.
Bislang seien die Testergebnisse "ermutigend", sagte der Leiter der Testreihe, Lucas Otieno. Von der Fortsetzung der Tests verspreche er sich Erkenntnisse über die langfristige Wirkung der Impfung.

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Viele Kinder unter Malaria-Opfern

Die von Mücken übertragene Infektionskrankheit Malaria tötet jährlich 655.000 Menschen, zumeist Kinder in Afrika unter fünf Jahren. Vielerorts sind die Erreger gegen Malaria-Medikamente resistent. Derzeit werden mehrere Impfstoffe gegen die Krankheit entwickelt, der von GSK ist am weitesten. GSK hat das Mittel über drei Jahrzehnte entwickelt.
Im November hatte GlaxoSmithKline ein enttäuschendes Ergebnis seiner Tests der Phase 2 von RTS,S bekannt gegeben. Seien im ersten Jahr nach der Impfung noch 43,6 Prozent der Kinder vor Malaria geschützt gewesen, nehme der Schutz ab, bis er nach vier Jahren überhaupt nicht mehr bestehe, hieß es im "New England Journal of Medicine".
Bei dieser früheren Testreihe habe es allerdings nur eine geringe Zahl von Probanden gegeben, erklärte Otieno nun. Außerdem seien die Untersuchungen in einem Gebiet von Kenia vorgenommen worden, wo es abweichende Malaria-Formen gebe. Die Tests der Phase drei erstreckten sich daher auf elf Orte in sieben Ländern.
08.10.2013, 18:30 Uhr | AFP, rtr



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Kinder aus Kambodscha auf einer Hängebrücke

Jährlich 660.000 Todesfälle

Der erste Impfstoff gegen Malaria ist in Sicht. Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) kündigte an, im kommenden Jahr die Zulassung bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zu beantragen.
Sollte diese grünes Licht geben, könnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits 2015 eine Empfehlung für das Mittel mit dem Namen RTS,S abgeben, hieß es. Das Unternehmen berief sich auf positive Studienergebnisse. Demnach sorgte der Impfstoff dafür, dass sich bei kleinen Kindern die Zahl der Malariafälle nahezu halbiert habe.
Der Impfschutz hielt bei den klinischen Proben 18 Monate an, ließ mit der Zeit allerdings etwas nach. Der Impfschutz weise damit zwar nicht jene Effizienz auf, die Eltern in Europa und den USA gewöhnt seien, so die britische Tageszeitung „Guardian“, doch würde der Impfstoff in den von der Krankheit am meisten betroffenen Gebieten neue Perspektiven bieten.

Großteil der Opfer kleine Kinder

Jedes Jahr sterben rund 660.000 Menschen an Malaria, die meisten von ihnen Kinder unter fünf Jahre. Weltweit gibt es rund 219 Millionen Menschen, die an Malaria erkrankt sind. Erkrankte Kinder tragen oft schwere dauerhafte gesundheitliche Schäden davon. Die Tropenkrankheit wird durch Mückenstiche übertragen.
GSK-Chef Andrew Witty sagte, sein Unternehmen sei durch die jüngsten Studienergebnisse optimistisch. „Obwohl die Effizienz des Impfstoffs mit der Zeit nachlässt, könnte - angesichts der großen Zahl an Kindern, die an Malaria erkranken - eine beeindruckende Zahl an Malariafällen durch das Vakzin verhindert werden.“ GSK hatte das Mittel über drei Jahrzehnte entwickelt.

Bereits viele Rückschläge

Wie mühsam der Kampf gegen die Tropenkrankheit ist, hatte sich erst kürzlich auf einer internationalen Expertentagung in Wien gezeigt. Ohne Spitzenforschung und eine Stärkung des Gesundheitswesens in den betroffenen Staaten der „Dritten“ und „Vierten Welt“ sei der Kampf jedenfalls nicht zu gewinnen, sagte der malische Experte Abdoulaye Djimde. Neben der Entwicklung von Vakzinen setzen die Experten auch auf neue Malariamittel und neue Anwendungsformen alter Medikamente, Maßnahmen zur Kontrolle der die Parasiten übertragenden Moskitos und optimierte Verfahren zur Diagnostik.
Die Ankündigung von GSK ist umso überraschender, als die Forschung zur Entwicklung von Malariaimpfstoffen bereits viele Rückschläge erlitten hat. Djimde von der Universität Bamako: „Es gab zum Beispiel so viele Fehlschläge mit Vakzinen, weil die genetische Diversität der Plasmodien (jene Parasiten, welche von dem Anophelesmücken übertragen werden und krank machen, Anm.) so groß ist.“
Versuche mit einem Kandidatimpfstoff in Mali zeigten beispielsweise, dass das verwendete Vakzin nur zu drei bis zehn Prozent wirklich zu den Erregern „passte“ und somit wenig effizient war. Hier könnten, so der Experte, aber Impfstoffe eine Lösung bieten, die eine Immunreaktion gegen eine breite Palette der Plasmodien auslösen.

Wettlauf mit Plasmodien

Nicht immer bedeuten aber erste Fehlschläge ein Aus für Vakzine. Der Experte: „Wenn eine Anwendungsform nicht funktioniert, gibt es vielleicht eine andere.“ So zum Beispiel gibt es ein Projekt, bei dem eine Immunisierung gegen die Malariaerreger - völlig atypisch - gar durch eine intravenöse Injektion möglich werden soll.
Bei den Malariamitteln befindet sich die Medizin in einem Wettlauf mit den Plasmodien, was die Entwicklung von Resistenzen gegen die derzeit wirksamsten Medikamente mit Artemisinin angeht. Djimde: „Diese Resistenzen gibt es bereits in Asien und in Lateinamerika. Sie entwickeln sich sehr schnell. Ich hätte gedacht, dass dieser Prozess langsamer vor sich geht. Aber auf der anderen Seite haben wir heute die Möglichkeiten, diesen Prozess genau zu verfolgen.“

Erfolge mit Moskitonetzen

Eine neue und immer häufiger angewendete Strategie in Afrika ist eine Malariaprophylaxe nur zur Hauptzeit des Auftretens der Erkrankung in Regionen, wo die Häufigkeit saisonal stark schwankt. Eine Kombination der alten Wirkstoffe Sulfadoxin und Pyrimethamin, die Gefährdete drei- oder viermal einnehmen können, schützt zu 80 Prozent vor einer Ansteckung. Das ist aber nur dort möglich, wo die Malaria eben stark saisonal auftritt, zum Beispiel in der Sahelzone.
Die größten Erfolge bei der Zurückdrängung der Malaria - mit einem Rückgang der Mortalität um 25 Prozent weltweit seit dem Jahr 2000 - erzielte man in den vergangenen Jahren in Afrika durch die breite Verteilung von mit Repellents imprägnierten Moskitonetzen in vielen der am meisten betroffenen Regionen. Doch dieser Effekt muss nicht anhalten. Der malische Experte: „Die Moskitos ändern ihr Verhalten. Sie stechen nicht mehr in Innenräumen in der Nacht, sondern zunehmend im Freien.“ Da benötige man wiederum andere Strategien. Im Endeffekt aber sei die Bekämpfung der Malaria allein nicht zu bewerkstelligen: „Wenn wir nicht das Gesundheitssystem in den betroffenen Staaten insgesamt stärken, werden wir unsere Ziele nicht erreichen.“

Links:




Gelse



DIE WELT

GSK stellt neuen Impfstoff gegen Malaria vor


http://www.welt.de/gesundheit/article120712547/Erster-Impfstoff-gegen-Malaria-steht-vor-Zulassung.html#

Der erste Impfstoff gegen Malaria ist in Sicht: Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) kündigte an, im kommenden Jahr die Zulassung bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA zu beantragen.
Sollte diese grünes Licht geben, könnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits 2015 eine Empfehlung für das Mittel mit dem Namen "RTS,S" abgeben, hieß es. Das Unternehmen berief sich auf positive Studienergebnisse. Demnach habe der Impfstoff dafür gesorgt, dass sich bei kleinen Kindern die Zahl der Malaria-Fälle nahezu halbiert habe.
GSK hat das Mittel über drei Jahrzehnte entwickelt. An Malaria sterben jedes Jahr Hunderttausende Menschen, vor allem Babys in Afrika. Die Tropenkrankheit wird durch Mückenstiche übertragen.

Resistenzen von Mücken sind ein Problem

Wissenschaftler warnen indes vor Rückschlägen im Kampf gegen Malaria. Die Mücken, die die Erreger übertragen, entwickelten zunehmend Resistenzen gegen Insektizide, betonte die Tropenmedizinerin Hilary Ranson von der Universität Liverpool am Montag auf einer Malaria-Konferenz im südafrikanischen Durban. Dies könnte verheerende Konsequenzen haben. Hunderttausende Menschenleben, die derzeit durch Insektensprays und imprägnierte Moskitonetze in Häusern gerettet würden, seien in Gefahr.
Diese Methode galt als sogenannte Vektorkontrolle erfolgreich bei der Bekämpfung des tropischen Fiebers. "Resistenzen gegen die herkömmlichen Insektizide breiten sich in Afrika jedes Jahr weiter aus", warnte Ranson.
Die Forschergruppe "Innovative Vector Control Consortium" machte auf der Konferenz jedoch Hoffnung auf neuartige Insektizide. Testreihen mit drei Mitteln würden im nächsten Jahr beginnen, sagte Nick Hamon, der Leiter der Forschergruppe.

Insektizide sollen 2020 auf dem Markt sein

Hamon zeigte sich zuversichtlich, dass diese Insektizide auch resistente Mücken abtöten und künftig durch ihre Kombination weitere Resistenzen vermeiden werden. "Diese drei Insektizide werden für unser Ziel, Malaria auszurotten, entscheidend sein", sagte Hamon. Mit entsprechender Finanzierung könnten sie im Jahr 2020 auf dem Markt sein.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation erkrankten 2010 weltweit 219 Millionen Menschen, mindestens 660.000 starben an dem von Moskitos übertragenen Fieber, vor allem Kinder unter fünf Jahren. Die mit Abstand meisten Infektionen wurden auf dem afrikanischen Kontinent gezählt.
Das bis Freitag dauernde Treffen in Durban ist die weltweit größte Konferenz von Malaria-Experten. Sie findet alle vier Jahre statt.
Reuters/epd/jw

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