Bücken - Von Jana Wohlers. Im Rahmen der Reihe „Geschichten von hinter dem Horizont“ referierte am Mittwochabend Heinz-Friedel Bomhoff unter dem Titel „Mali – ein Pulverfass in heißer Wüste“ in der Kleinkunstdiele in Bücken.
© Foto: Jana Wohlers
Heinz-Friedel Bomhoff kennt Mali aus seiner Zeit als Entwicklungshelfer.
„Mali ist ein exotisches und außergewöhnliches Land, über das selten berichtet wird und über das viel Unwissen herrscht“, leitete Veranstalter Peter Klein den Vortrag des ehemaligen Bürgermeisters der Samtgemeinde Liebenau ein.
Die große Resonanz auf das Thema verdeutliche einmal mehr das Interesse der Menschen an den aktuellen Zuständen in Mali, sagte Klein weiter. Heinz-Friedel Bomhoff sprach vor rund 20 Gästen über Geschichte, eigene Erfahrungen und derzeitige Probleme des Lands. Der Grünen-Kreistagsabgeordnete war von 2002 bis 2006 für den Deutschen Entwicklungsdienst tätig.
Vor seinem Auslandsaufenthalt arbeitete Bomhoff jahrzehntelang in der Kommunalverwaltung. 2002 reiste er in das noch junge selbstständige Land. „Mali hat sich erst in den 1960er-Jahren aus den Griffen der Kolonialherrschaft befreit und eine Unabhängigkeitserklärung verfasst“, erzählte Bomhoff. Doch bis heute ist Malis Kommunalverfassung die gleiche wie in Frankreich.
Bomhoffs Tätigkeit fokussierte sich vor allem auf die Entwicklung der Verwaltung in Mali. So beriet er in einem Rathaus in der Kreisstadt Kati und später in der Hauptstadt Bamako.
Mali ist fast dreieinhalb Mal so groß wie Deutschland. Knapp zwei Drittel des Lands zählen zur Sahara. Trotz der Größe Malis leben dort weniger als 15 Millionen Menschen. Amtssprache ist Französisch.
Zwei Drittel aller Einwohner über 15 Jahren sind Analphabeten. „Dass die malische Bevölkerung ihre Regierung oftmals überhaupt nicht versteht, birgt hohes Konfliktpotenzial“, erklärte Bomhoff.
Bamako ist mit 1,8 Millionen Einwohnern die weitaus größte Stadt. Dezentralisierung ist schwierig in dem Land. Versorgung, Bildung und Arbeit sind in vielen Regionen ein Problem, denn immer mehr Menschen verlassen die Dörfer und siedeln in Ballungszentren um.
„In der Regenzeit ist Mali ein grünes Paradies. Während der Dürreperiode ist es heiß und ausgetrocknet“, erzählte Bomhoff.
Ein wirtschaftliches Konfliktpotenzial bergen die unterschiedlichen Interessen von Viehzüchtern und Ackerbauern. Durch den großen Wüstenanteil ist der fruchtbare Boden knapp und die Nahrung für Mensch und Tier begrenzt. In der Tradition Malis gilt das Nutzungsrecht, nicht das Eigentumsrecht. Beim Schritt in die Privatisierung stehen sich traditionelle und moderne Bodennutzung entgegen.
„Die Konflikte in Mali sind größtenteils ökonomischer und nicht ethnischer Natur“, sagte der Referent. Nach der Invasion der islamistischen Gruppen und Tuareg-Kämpfer mit modernen Waffen sowie dem Militärputsch 2012 ist die Fassade des „scheinbaren Friedens“ in Mali gefallen.
„In Mali herrscht kein wirklicher Frieden“
Die kriegerischen Auseinandersetzungen begannen, nachdem viele Söldner nach dem Sturz Gaddafis aus Libyen zurückkehrten. „Den hoch technisierten, mitgebrachten Waffen der Tuareg-Kämpfer sowie der Islamisten hat die malische Armee nichts entgegenzusetzen“, erklärte Bomhoff, der regelmäßig Informationen von Bekannten aus Mali erhält. „Städte werden zerstört, Frauen vergewaltigt und die eigentlich unschuldige Bevölkerung in die Auseinandersetzungen einbezogen.“
Der Einmarsch des französischen Militärs brachte nur teilweise Entlastung, verschlimmerte die Situation zeitweise sogar. „Trotz der französischen Armee sind die Gruppen nicht verschwunden. Sie handeln dort, wo die Armee nicht ist. In Mali herrscht kein wirklicher Frieden.“