"Es wächst mit den Menschen"
BZ-INTERVIEW mit Margarete Mainka-Ruprecht aus Badenweiler, der Gründerin und Vorsitzenden des Vereins Keniamed.
BADENWEILER. An Malaria sterben weltweit jährlich drei Millionen Menschen, weil die Medikamente zu teuer und oft unwirksam sind. Aber gegen Malaria ist ein Kraut gewachsen, der chinesische Beifuß Artemisia. Hilfe zur Selbsthilfe in Afrika bietet der Verein Keniamed, den Apothekerin Margarete Mainka-Ruprecht aus Badenweiler vor 13 Jahren gegründet hat. Über den Verein und neue Projekte sprach BZ-Mitarbeiterin Sigrid Umiger mit ihr.
BZ: Sie haben in Kenia, nahe Mombasa, ein Grundstück gekauft. Was machen Sie dort?Mainka-Ruprecht: Für den Ankauf der ungerodeten 1,6 Hektar im Busch von Mtwapa musste ich monatelang verhandeln. Um als internationale Organisation anerkannt zu werden, habe ich vor Ort auch noch den Verein Keniamed NGO (Non Government Organisation) gegründet. Mein Stellvertreter im Vorstand ist ein einheimischer Arzt. Auf dem Areal haben wir eine Seminarhalle mit Küche und Sanitäranlagen gebaut, einen Wasserturm mit elektrischer Pumpe und drei Gästehäuser. Und natürlich unseren großen Heilpflanzengarten.
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BZ: Es geht also nicht nur um Artemisia?
Mainka-Ruprecht: Nein. Das ist zwar unsere Hauptpflanze, aber wir haben insgesamt etwa 50 Heil- und Nutzkräuter. Die Menschen sollen lernen, wie man sie anpflanzt und wie sie wirken. Die Blätter von Artemisia enthalten in Form von Tee mehrere Wirkstoffe gegen Malaria. Mit Aloe Vera lindert man Brandwunden, kann daraus aber auch Seifen machen.
BZ: Stellt Keniamed pflanzliche Produkte für den Verkauf her?
Mainka-Ruprecht: Nein. Genau darum geht es nicht. Wir wollen die Menschen wegbringen von teuren Medikamenten und Fertigprodukten.Wir schulen sie darin, aus Pflanzen kostenlose Naturheilmittel für den Hausgebrauch zu gewinnen. Das hat sich herumgesprochen. Zu unseren Seminaren kommen inzwischen auch viele Menschen aus anderen Ländern Afrikas. Es gibt sogar einen Strauch, der das Welthungerproblem lösen könnte.
BZ: Im Ernst? Wie heißt der?
Mainka Ruprecht: Moringa olifeira. Aus den Blättern, die alle wichtigen Mineralien, Eiweiß und Vitamine enthalten, macht man Gemüse und aus den Blüten Hustentee. Die jungen Früchte schmecken wie Spargel. Die Samen liefern Öl und reinigen im pulverisierten Zustand schmutziges Trinkwasser.
BZ: Wie motivieren Sie Einheimische? Gibt es keine Berührungsängste?
Mainka-Ruprecht: Ein Projekt ist keine starre Sache, sondern etwas Lebendiges, das mit den Menschen wächst. In einer Lehmhütte auf dem Grundstück wohnen zwei kenianische Brüder, Jaspher und mein Stellvertreter Pieter. Sie finden Kontakte zu den Erwachsenen, über die wir Zugang zu Kindern und Jugendlichen bekommen. Bei denen müssen wir ansetzen. Es geht bei den Schulungen nicht nur um Heilpflanzen, sondern auch um Gesundheitsvorsorge, wie Hygiene und Ernährung, oder um Familienplanung und Schutz vor Aids. Das lernen Jugendliche in unseren Workshops. In der neu gegründeten Mädchengruppe – 30 Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren – wird genäht, geputzt, gekocht. Und in Form von Sketchen lernen sie, dass Frauen etwas wert sind und wie sie dem Machogehabe der Männer begegnen.
BZ: Gibt es keine Sprachprobleme?
Mainka-Ruprecht: Die meisten sprechen Englisch, ich habe aber auch eine nette Kenianerin dabei, die übersetzt.
BZ: Und was machen die Machos, während die Mädchen geschult werden?
Mainka-Ruprecht: Die lernen ebenfalls mit Begeisterung. Wir haben mit 33 fünf- bis 18-jährigen Buben den Fußballclub gegründet: "Mtepeni-Kenyamed-Shootingstars". Deren Eltern sind Clubmitglieder und unser Jaspher ist ausgebildeter Trainer. Die Jungs sind echt super und gewinnen barfuß fast jedes Spiel. Roswitha Goehr hat uns jetzt Kickschuhe gespendet, Andrea Schmitt Fußbälle – beide Frauen gehören zum Kiwanis-Damenclub Minerva Markgräflerland, den ich 2001 gegründet habe. Trikots brauchen unsere Fußballer noch. So ganz nebenbei werden die jungen Machos auch spielerisch erzogen. Sie lernen, sich selbst und ihr Fußballoutfit reinlich zu halten. Kickschuhe putzen ist Männersache. Das ist echtes Neuland für Afrikaner.
BZ: Wie oft sind Sie in Kenia?
Mainka-Ruprecht: Seit ich 2011 meine Apotheke übergeben habe, jedes Jahr von Herbst bis Frühjahr. Inzwischen habe ich auch eine Frauengruppe, die Fragen zu Krediten, Zinsen und Buchhaltung stellt. Das kann schon anstrengend sein.
BZ: Wie finanziert sich Keniamed?
Mainka-Ruprecht: Mit Sponsoren, Spenden, Events, dem Verkauf von kenianischer Handwerkskunst und Mitgliedsbeiträgen – für jeweils 55 Euro im Jahr.
Keniamed: Spenden gegen Spendenbescheinigung, Kennwort: Keniamed, auf das Konto 8897738, BLZ 68351865 bei der Sparkasse Markgräflerland. Landestypische Handwerkskunst offeriert Keniamed an einem Stand beim Flohmarkt: "Ein Dorf räumt auf", am Samstag, 7. September, in Mauchen.
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