Donnerstag, 8. September 2016

Malaria-Rundschläge gegen den Erreger





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Malaria: Rundumschlag gegen Erreger
 
Forscher haben potenzielle Arzneistoffkandidaten einer neuen Substanzklasse gegen Plasmodium falciparum, den Erreger der Malaria tropica, entdeckt. Wie das Team um Professor Dr. Stuart Schreiber vom Broad Institute in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts in «Nature» berichtet, haben sie nach einem Screening von mehr als 100.000 Molekülen einige entdeckt, die zwei Kriterien erfüllen: Einerseits verfügen sie über einen neuen Wirkmechanismus gegen Plasmodien, andererseits wirken sie, im Gegensatz zu den bereits verfügbaren Malariamedikamenten, in mehreren Entwicklungsstadien des Erregers. Die neuen Substanzen sind sowohl in der Leberphase als auch in der Blutphase wirksam. Hinzu kommt, dass auch die Übertragung von Mensch auf Anopheles-Mücke gehemmt wird. Damit könnten die potenziellen neuen Wirkstoffe zur Prophylaxe und zur Behandlung von Malaria eingesetzt werden.

Chemisch betrachtet handelt es sich bei den Molekülen um bizyklische Azetidine. Als Wirkmechanismus machten die Wissenschaftler die Blockade der Phenylalanin-tRNA-Synthetase aus. Dieses Enzym benötigen die Plasmodien für die Proteinsynthese.

Bei Versuchen mit Mäusen gelang es mithilfe der neuen Substanzen, die Malariaerreger in den verschiedenen Stadien ihres Lebenszyklus «auszurotten». Positiv war ferner, dass dazu nur eine einzige Gabe in niedriger Dosis notwendig war. Aufgrund der Wirksamkeit in verschiedenen Lebensphasen des Erregers rechnen die Wissenschaftler nicht damit, dass die neuen Substanzen ein Resistenzproblem mit sich bringen. Sie gehen davon aus, dass ihre Ergebnisse und weitere Studien schließlich zur Entwicklung neuer Malariamedikamente führen werden. (ss)

DOI: 10.1038/nature19804

07.09.2016 l PZ
Foto: Fotolia/viperagp
 

rotz Fortschritt: Afrika bleibt Malaria-Brennpunkt
 
Alle zwei Minuten stirbt in Afrika ein Kind an Malaria. Die Infektionskrankheit verursacht jeden vierten Tod südlich der Sahara. Besonders für Kleinkinder ist der Parasit lebensgefährlich. Das berichtet die Nachrichtenagentur anlässlich des Welt-Malariatags am 25. April.

90 Prozent der weltweit fast 440.000 Malaria-Todesfälle im Jahr 2015 geschahen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Afrika. Auch 88 Prozent der 200 Millionen neuen Malariainfektionen weltweit wurden dort registriert. Es gebe mehrere Gründe, weshalb es den Kontinent besonders hart trifft. In Afrika werde Malaria vor allem durch den Parasiten Plasmodien falciparum übertragen, der die gefährlichste Form der Infektionskrankheit verursacht und die längste Überlebensdauer aller Malaria-Parasiten hat. Dazu komme das tropische Klima, unzulängliche Gesundheitsversorgung und weit verbreitete Armut.

Es bestehe eine direkte Verbindung zwischen Malaria, Armut und Ernährung – ein regelrechter Teufelskreis, sagt Marie-Reine Fabry, Malaria-Expertin des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) im Senegal. Malaria betrifft vor allem Menschen, die auf dem Land in schlecht gebauten Häusern leben, die nur wenig Schutz vor Anopheles-Mücken bieten. Wer zusätzlich aufgrund mangelhafter Ernährung über ein geschwächtes Immunsystem verfüge, habe geringere Chancen, sich gegen eine Infektion zu wehren.

Malaria schaffe auch neue Armut. Wer an Malaria erkrankt, kostet der Familie viel Geld: Ausgaben für Medikamente und Arztbesuche, kombiniert mit Einkommensausfall. Viele afrikanische Familien geben nach Angaben der Johns Hopkins Universität in Baltimore ein Drittel ihres Haushaltseinkommens für die Behandlung von Malaria aus. Auch für Regierungen sei die Krankheit kostspielig. Sie zahlen für Prävention, Medikamente und Aufklärungskampagnen, während sich Wirtschaftswachstum und wirtschaftliche Entwicklung verlangsamen. Dazu gebe es ständig neue Herausforderungen im Kampf gegen Malaria. Die sich schnell entwickelnden Resistenzen der Mücken gegen Insektizide und der Erreger gegen gängige Medikamente seien ein Problem, erklärt Tiaan de Jager, Malaria-Experte der südafrikanischen Universität Pretoria.

So schlimm die Daten wirken: Die langfristige Entwicklung gibt Anlass zu Hoffnung, selbst in Afrika. Immer weniger Menschen weltweit erkranken und sterben an Malaria. Ein Großteil der betroffenen Länder hat nach Angaben der WHO die Zahl der Neuerkrankungen von 2000 bis 2015 um mindestens die Hälfte senken können. «Seit Beginn dieses Jahrhunderts haben Investitionen in Malariavorsorge und -behandlung über sechs Millionen Todesfälle verhindert», sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan.

Auch in Afrika sanken die Todeszahlen seit 2000 um 66 Prozent. Mittlerweile schlafen mehr als die Hälfte aller Menschen südlich der Sahara unter mit Insektiziden behandelten Moskitonetzen. Im Jahr 2000 waren es gerade mal 2 Prozent. Besonders im südlichen Teil des Kontinents sieht die WHO enorme Fortschritte. Südafrika, Namibia, Botsuana und Swasiland seien auf dem Weg, die Krankheit bis 2020 auszumerzen. Die Inselstaaten Mauritius und Seychellen haben Malaria bereits besiegt. Auch auf den westafrikanischen Inseln São Tomé, Príncipe und Kap Verde gebe es nur noch wenige Neuinfektionen.

West- und Zentralafrika bleiben jedoch Brennpunkte. Nigeria ist mit schätzungsweise 100 Millionen Infektionen und 300.000 Toten pro Jahr das am schlimmsten von Malaria betroffene Land der Welt. Zusammen mit der Demokratischen Republik Kongo, ist Nigeria für 35 Prozent aller Malariatodesfälle verantwortlich. Und der Stich der Anopheles-Mücke kommt weiterhin oft einem Todesurteil gleich.

19.04.2016 l dpa
Foto: Fotolia/Duarte
 

WHO fordert mehr Geld für Kampf gegen Malaria
 
Beachtliche Erfolge im Kampf gegen eine der schlimmsten Infektionskrankheiten: Die globale Sterberate durch Malaria ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit dem Jahr 2000 um 60 Prozent zurückgegangen. In Afrika sank sie sogar um 66 Prozent und bei den dortigen Kindern unter fünf Jahren um 71 Prozent, berichtete heute die WHO aus Anlass des Welt-Malaria-Tages. Für weitergehende Erfolge im Kampf gegen die Krankheit müsse aber erheblich mehr Geld bereitgestellt werden.

Möglich wurde das demnach unter anderem durch verstärkte Vorbeugemaßnahmen wie Moskitonetze und flächendeckende Sprühaktionen gegen Anopheles-Mücken, die die Malaria übertragen. Ungeachtet aller Fortschritte seien aber mehr Anstrengungen zur Eindämmung der folgenschweren Infektionskrankheit nötig, forderte Pedro Alonso, der Direktor des Malaria-Programms der UN-Sonderorganisation. Denn immer noch seien rund 3,2 Milliarden Menschen, fast die Hälfte der Weltbevölkerung, dem Risiko einer Malaria-Infektion ausgesetzt. Allein im vergangenen Jahr wurden in 95 Ländern 214 Millionen neue Ansteckungen registriert, über 400.000 Menschen starben.

Die WHO sei aber zuversichtlich, dass die Malaria bis zum Jahr 2030 in mindestens 35 Ländern ausgemerzt sein wird, erklärte Alonso. Darunter in sechs Staaten auf dem afrikanischen Kontinent, der am schwersten unter der Infektionskrankheit leidet. Dieses Ziel sei «ehrgeizig, aber erreichbar». Die WHO hat 2015 eine globale Strategie zur Malaria-Bekämpfung für die Jahre 2016 bis 2030 beschlossen. Im zurückliegenden Jahr habe es in den 54 Staaten der europäischen WHO-Region zum ersten Mal keine Malaria-Ansteckungen im eigenen Land mehr gegeben, teilte die WHO mit. 20 Jahre zuvor seien in Staaten dieser Region noch rund 90.000 Menschen mit Malaria infiziert worden.

Zur Europa-Region der WHO gehören auch Länder, die geografisch außerhalb des Kontinents liegen wie Israel oder Usbekistan. Noch vor sieben Jahrzehnten war Malaria in Südeuropa laut WHO eine endemische Krankheit, besonders betroffen seien der Balkan, Italien, Griechenland und Portugal gewesen. Außerhalb der Europa-Region haben 2014 laut WHO weitere acht Länder «null Fälle» von lokalen Malaria-Infektionen gemeldet, unter ihnen Argentinien, Sri Lanka und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Über die Zielstellungen bis 2030 hinaus können wesentliche Erfolge bei der Malaria-Bekämpfung nach Einschätzung Alonsos wahrscheinlich nur noch mit neuen Mitteln und Technologien erreicht werden, die bisher nicht zur Verfügung stünden. Grund zur Hoffnung böten Zwischenergebnisse jüngster Forschungen für einen Malaria-Impfstoff.  Dazu habe die WHO für 2016 eine Reihe von Pilotprojekten in mehreren afrikanischen Ländern empfohlen. Laut Alonso müssen zur Erreichung der WHO-Ziele die weltweiten jährlichen Aufwendungen dafür von derzeit 2,5 Milliarden auf 8,7 Milliarden Dollar (7,75 Milliarden Euro) gesteigert werden.

25.04.2016 l dpa
Foto: Fotolia/Kotoyamagami
 



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