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Bittere Not, sechs Mal Malaria und ein aggressives Nilpferd
KEFERMARKT. Katharina Senzenberger wollte eigentlich nur vier Monate in Westafrika arbeiten. Dann entschloss sie sich aber, auf eigene Faust ein ganzes Jahr lang den Frauen vor Ort zu helfen.
Senzenberger beim Zubereiten des Nationalgerichts »Fufu«.
Ihr Französisch aufbessern und ein fremdes Land kennen lernen. Das wollte Katharina Senzenberger bei einem viermonatigen Volontariat im westafrikanischen Togo. Am Ende wurde daraus ein einjähriger Afrika-Aufenthalt und ein von ihr selbst betreutes Bildungsprojekt.
Was hat Sie bei Ihrem Aufenthalt in Afrika am meisten geprägt?
Die Erfahrung, dass man sich, um in einem fremden Land etwas bewegen zu können, zuerst auf die dortige Mentalität und Arbeitsweise einstellen muss. Sonst erreicht man nämlich gar nichts. Da muss man als Europäer schon einen Schalter im Hirn umlegen. Auch wenn das gerade als Frau oft sehr schwer fällt.
Weil die Gesellschaft sehr stark männlich dominiert ist?
Genau - den Haushalt führen, den Mann versorgen und die Kinder betreuen. Das sind die Aufgaben, die Frauen zu erfüllen haben. Ausbildung ist kaum ein Thema. Dabei wäre das der erste Schritt zu einem gesicherten Einkommen, um der bitteren Not zu entkommen.
Wie kam es, dass sich Ihr auf vier Monate angesetzter Aufenthalt letztendlich auf ein ganzes Jahr erstreckt hat?
Ich war zunächst über die Organisation "Grenzenlos Österreich" für ein Kindergarten-Projekt zuständig. Dieser Einsatz war nach vier Monaten zu Ende. Ich wollte den Aufenthalt mit einer Rundreise durch Afrika abschließen, hatte dann aber immer mehr das Gefühl, dass ich etwas Unfertiges zurückgelassen habe. Deshalb bin ich auf eigene Faust zurückgekehrt und habe mit lokalen Hilfsorganisationen speziell Projekte für junge Frauen betreut: etwa Aufklärungsarbeit im Radio oder einen Alphabetisierungskurs für eine Gruppe junger Frauen. Da konnte ich meine eigenen Vorstellungen und Ideen noch viel besser einbringen.
Gab es auch Phasen persönlicher Rückschläge? Gedanken ans Aufgeben?
Natürlich – vor allem, wenn ich gesundheitlich angeschlagen war. Ich bin sechs Mal an Malaria erkrankt. Da kam schon der Gedanke: Warum tu ich mir das überhaupt an. Oder wenn einem die Wartezeit auf eine Entscheidung der Behörde den letzten Nerv zieht. Zum Glück hatte ich gute Freunde aus Europa, die auch in Hilfsprojekten engagiert waren. Da hat man sich dann halt gegenseitig wieder aufgebaut.
In Ihrem Reisebericht ist auch von einem wild gewordenen Nilpferd die Rede. Was geschah da?
Das war im Gambia Nationalpark. Ich war mit einem Guide mit einem kleinen Boot auf der Rückfahrt von einer Schimpansen-Tour und der Kapitän hat mir versprochen, dass wir auch noch Flusspferde sehen werden. Bei der Anlegestelle einer Fähre war das dann auch der Fall. Nur: Das Tier fühlte sich durch die Fähre und unser Boot bedrängt und geriet richtig in Rage. Der Kapitän ist dann auch nicht gleich weggefahren, erst als das Nilpferd begann, auf die Boote zuzuschwimmen. Die Leute vom Dorf sind schon ganz aufgeregt ans Ufer gelaufen. Zwei Frauen fielen angeblich sogar in Ohnmacht. Was ich damals noch nicht wusste: In Afrika kommen mehr Menschen bei Nilpferd-Attacken ums Leben als durch Löwen oder andere Raubtiere.
Sie betreuen jetzt ein neues, eigenes Hilfsprojekt?
Das ist ein Ausbildungszentrum für Schneiderei und Batik, das ich mit einer Freundin aus Schweden und der togolesischen Schneidermeisterin Chantal Donvide gegründet habe. Hier lernen Frauen kostenlos das Schneiderhandwerk. Handwerk und Gewerbe sind in Togo die Stützen der Wirtschaft. Ich hoffe, dass die Frauen, die hier ausgebildet werden, einmal finanziell auf eigenen Beinen stehen können.
Katharina Senzenberger berichtet über ihr Jahr in Togo am 19. September (20 Uhr) im Gasthaus zur Haltestelle in Lasberg und am 21. September (18 Uhr) im Brauhaus Freistadt. Dabei werden auch geschneiderte Taschen aus Afrika verkauft. Der Erlös geht direkt an Senzenbergers Hilfsprojekt.
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