http://kurier.at/lebensart/gesundheit/ebola-pest-und-tuberkulose-was-sie-ueber-seuchen-wissen-sollten/87.215.203
"Problematisch sind Seuchen, bei denen es keine wirksamen Therapien gibt. Bei Tuberkulose besteht heute z. B. das Problem, dass die Erreger immer resistenter werden und sich schwerer behandeln lassen, manche sprechen auf gar kein Antibiotikum mehr an", sagt Infektiologe Burgmann.
Epidemien bringen enormes Leid über die Welt. Viele sind bis heute nicht ausgerottet.
Ebola hat Westafrika fest in der Hand. Etwa 2600 Menschen sind seit März bereits an der Krankheit gestorben. Die aktuelle ist die schlimmste Ebola-Epidemie, seit das Virus 1976 entdeckt wurde. Die Vereinten Nationen sehen in ihrer sprunghaften Ausbreitung eine massive Gefahr für Frieden und Sicherheit in der Region.
Von einer weltweiten Seuche kann bei Ebola derzeit aber nicht die Rede sein. Zum Vergleich: Die Pest brachte im Mittelalter geschätzten 25 Millionen Menschen in Europa den Tod. "Historisch gesehen ist die Pest die größte Seuche, die es je gegeben hat. Sie dürfte über Seeleute nach Europa gekommen sein und sorgte im 14. Jahrhundert für einen der größten Krankheitsausbrüche überhaupt", sagt Univ.-Prof. Heinz Burgmann, Infektiologe am AKH Wien.
"Strafe Gottes"
Die Ursache, ein Bakterium, das sich vor allem bei schlechter Hygiene vermehrt, war damals nicht bekannt, die Krankheit galt als "Strafe Gottes". "Auch heute kommt es immer wieder zu Pestausbrüchen. Es gibt aber effektive Antibiotika, so dass die Fälle lokal begrenzt und gut behandelbar sind", erklärt Burgmann. Von Ausbrüchen betroffen sind meist Entwicklungsländer – Armut und mangelnde Hygiene sind enge Verbündete von Seuchen.
Die Erreger von Cholera, Typhus und Syphilis finden sich z. B. häufig in verunreinigtem Trinkwasser. Die sexuell übertragbare Syphilis war im 18. Jahrhundert in Europa stark verbreitet. Bis heute spielt sie in Industrienationen, auch in Österreich, eine Rolle. Anders als früher kann Syphilis mit Antibiotika behandelt werden.
Resistente Erreger
Die Krankheit, die auch als Schwindsucht bekannt ist, erlebte mit dem Aufkommen der Immunschwächekrankheit Aids eine Renaissance – sie tritt beim Übergang von einer HIV-Infektion zu Aids häufig auf. Burgmann: "Aids gilt heute als Epidemie. Anders als z. B. bei der Pest gibt es aber kein plötzliches Auftreten, sondern die Krankheit verbreitet sich laufend im Hintergrund – sie wird nicht als Seuche im klassischen Sinn wahrgenommen."
Gefährliche Influenza
Die jedes Jahr wiederkehrende Grippe halten viele für harmlos. Die Geschichte zeigt aber, dass die Influenza zu den gefährlichsten Seuchen der Welt zählt. Von 1918 an zog etwa die Spanische Grippe eine Spur des Grauens durch viele Nationen – ein Fünftel bis ein Drittel der Menschen weltweit wurden infiziert, keine andere Epidemie sorgte bisher für mehr Todesfälle.
"Viren wie bei der Influenza haben eher das Potenzial, neue Seuchen zu verursachen, weil sie leichter mutieren können und dadurch neue Varianten entstehen. Zudem sind sie infektiöser und sorgen für stärkere Ausprägungen der Erkrankung", erklärt Burgmann. Durch diese Mutationen kann es sein, dass Impfungen nicht schützen – das Immunsystem erkennt den veränderten Erreger nicht. Beispiele für mutierte Formen sind SARS und MERS, zwei Viruserkrankungen, die 2002 bzw. 2012 erstmals identifiziert wurden.
Ausgerottet
Es gibt aber auch erfolgreiche Beispiele von Infektionskrankheiten, die durch Impfaktionen zurückgedrängt werden konnten, etwa die Pocken. Seit 1979 gelten sie als ausgerottet. "Jede Zeit hat ihre Seuchen, das ist vor allem durch das enge Zusammenleben bedingt. Der große Vorteil im Vergleich zu früheren Ausbrüchen ist allerdings, dass man jetzt viel mehr über die Erreger und Faktoren, die ihr Auftreten begünstigen oder verhindern, weiß", sagt Burgmann.
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