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Rottweil
Gottesmann und Beschützer der Sklaven
von Schwarzwälder-Bote
Von Peter Schönfelder Rottweil. Missionar und Kämpfer gegen die Sklaverei, fähiger Verwalter und tiefgläubiger Christ. Als Afrika noch wild und unerforscht war, aber die europäischen Kolonialmächte dort um die Vorherrschaft konkurrierten, machte sich Wilhelm Banholzer auf, das Wort Gottes zu verbreiten und den zahllosen Sklaven Schwarzafrikas zu helfen.
Am heutigen Freitag vor 100 Jahren starb der gebürtige Rottweiler im Sudan an der Malaria.
Banholzer, 1873 geboren, stammte aus einer angesehenen Familie von Rottweiler Goldschmieden. Sein Vater saß sogar im Stadtrat. Der überdurchschnittlich begabte Junge besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt. Als er von einer längeren Ferienreise zurückkehrte, eröffnete er seiner Familie, dass er Priester zu werden gedenke.
Während seines Studiums in Innsbruck wurde Banholzer von einem Professor auf eine junge Missionskongregation aufmerksam gemacht, die Daniele Comboni kurz zuvor in Verona gegründet hatte. Bei den Söhnen des Heiligen Herzens Jesu fand er die Bestimmung seines Lebens, und bald war er entschlossen, auf Mission nach Zentralafrika zu gehen.
Er beendete sein Studium in Verona und schiffte sich nach Ägypten ein. Am 19. Dezember 1897 wurde er, gerade zwei Jahre im Land am Nil, zum Priester geweiht.
Es war damals eine gefährliche Zeit, die Zeit der großen Afrikaforscher Stanley und Livingstone. Die Engländer hatten gerade erst unter großen Verlusten im Sudan über den Mahdi gesiegt. Banholzer war einer der ersten Europäer, die sich dorthin wagten. Ein Wagnis in zweierlei Hinsicht, denn im Südsudan herrschte die Malaria, die viele Opfer auch unter den Europäern forderte.
Zunächst jedoch blieb er in Omdurman im Gebiet der Briten nahe der Hauptstadt Khartum, bis ihn Bischof Antonio Roveggio nilaufwärts mitnahm und ihn zum Leiter der kürzlich gegründeten Missionsstation Lul, in der Nähe des heutigen Malakal, machte. Die Station lag im Siedlungsgebiet der Schilluk, einer der größeren Volksgruppen im Südsudan. Banholzer erlebte tagtäglich das Schicksal der Sklaven, das, im Gegensatz zur arabischen Oberschicht, meist die Schwarzafrikaner traf. Er wurde zu einem Vorkämpfer gegen die Sklaverei. Mehrmals bot er geflohenen Sklaven in der Mission seinen Schutz. Außerdem nahm er Kontakt zu Vereinen auf, die in Deutschland Geld sammelten, um Sklaven freizukaufen.
In der einheimischen Bevölkerung hat Banholzer, so steht es in einem Buch von Reinhold Baumann über die deutschsprachigen Comboni-Missionare, hohes Ansehen und großes Vertrauen genossen. Er lernte die Sprache der Schilluk, die er bald ausgezeichnet beherrschte, und erforschte ihre Sitten und Gebräuche.
Als Missionar war er deshalb außerordentlich erfolgreich und ein anerkannter Fachmann, wenn es um Sprache, Lebensweise und Bräuche der Schilluk ging.
Als Bischof Roveggio starb, gab es noch keinen Nachfolger. Banholzer übernahm deshalb für fast zwei Jahre das schwierige Amt des Apostolischen Administrators des Vikariats von Khartum. Aber Wilhelm Banholzer ereilte das Schicksal vieler Europäer. Er steckte sich mit der Malaria an, und nur 41-jährig starb er vor genau 100 Jahren in Kodok unweit der Station in Lul an der heimtückischen Krankheit.
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