Schreckgespenst: Resistenz gegen Malaria
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In Paraguay
besteht ein geringes Risiko an Malaria zu erkranken, gefährdet ist man vor
allem in den Regionen Canindeyú, Alto Paraná und Caaguazú, dies soll aber nicht
dazu verleiten, diese Krankheit wenig ernst zu nehmen.
François
Nosten erforscht die Geheimnisse des tödlichen Malaria-Erregers nun schon seit
mehr als dreißig Jahren. Aber der Tropenmediziner ist immer noch nicht schlau
aus ihm geworden. „Wir wissen viel zu wenig über den Parasiten. Wie er sich
verändert. Wann er das tut und warum”. Deshalb ist der Einzeller, der durch
Moskitostiche übertragen wird, nur schwer zu besiegen. Malaria tötete im
vorigen Jahr mehr als eine halbe Million Menschen, die meisten waren Kinder in
Afrika.
Zwar hat es
zuletzt auch ermutigende Meldungen gegeben. Die Zahl der Todesfälle ist
vielerorts zurückgegangen. Manche Länder haben den Parasiten schon fast
besiegt. Doch jetzt ziehen neue Gefahren auf. Spezialisten warnen, dass viele
Fortschritte wieder zunichte gemacht werden könnten. Das Schreckgespenst der
Anti-Malaria-Strategen heißt Resistenz.
Forscher
Nosten und andere Experten befürchten, dass Millionen Menschen sterben werden,
wenn es nicht gelingt, Resistenzen gegen das Malariamittel Artemisinin in
vielen Ländern zu bekämpfen.
Wenn Malaria
im Blut nachgewiesen ist und sich die Behandlung länger als drei Tage hinzieht,
gilt dies Medizinern als Indiz für Resistenzen. In diesen Fällen wirkt die
derzeit wichtigste Waffe im Kampf gegen den Parasiten, Artemisinin, nicht mehr
so schnell und gut wie früher.
Der
Wirkstoff wird aus dem in China wachsenden Beifußgewächs Artemisia gewonnen.
Ohne ihn hätten Millionen Menschen in Afrika kaum überlebt. Eine Alternative
ist nicht in Sicht. Wenn die Staaten nicht handeln, ist damit zu rechnen, dass
die Resistenzen immer stärker werden, bis das Medikament gegen bestimmte Stämme
gar nicht mehr zu gebrauchen ist. Schon gab es im Kampf gegen die Malaria herbe
Rückschläge, weil der Einzeller Resistenzen gegen einzelne Wirkstoffe
entwickelte.
Wie viel
Zeit im Falle der Artemisinin-Resistenzen noch bleibt, weiß niemand. Doch
Experten mahnen zur Eile. Gefälschte und mangelhafte Medikamente bereiten
Resistenzen den Weg.
Trotz der
hohen Opferzahlen forscht die Pharmaindustrie über Malaria vergleichsweise
wenig. Das große Geld ist in armen Ländern nicht zu verdienen. So dürfte es
dauern, bis neu entwickelte Medikamente verfügbar sind.
207
Millionen Menschen erkrankten im Jahr 2012 an Malaria, 627.000 von ihnen
starben daran. Damit rangiert das Tropenfieber in der Liste der tödlichen
Krankheiten vor den Grippeviren, die zusammengenommen im Jahr weltweit bis zu 5
Millionen Menschen befallen und bis zu einer halben Million das Leben kosten.
Beim Dengue-Fieber zählen Ärzte 100 Millionen Fälle pro Jahr, davon verlaufen
25.000 tödlich.
Wie aber
lässt sich die Gefahr der Resistenzen eindämmen? Der Globale Fonds zur
Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose will das Problem grenzübergreifend
angehen.
Wie die
Resistenzen genau entstehen, ist laut Nosten noch nicht ausreichend erforscht.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO nennt verschiedene Faktoren, dazu gehören
eine falsche oder unzureichende Einnahme der Medikamente sowie gefälschte oder
mangelhafte Präparate, die auf den Markt gelangen. Sie enthalten oft zu wenig
Wirkstoff und tragen dazu bei, dass sich der Parasit gegen künftige
medizinische Attacken besser wappnen kann.
Um möglichst
sicherzugehen, dass ein Medikament alle Parasiten im Blut abtötet, kombiniert
man Artemisinin mit einem weiteren Malariawirkstoff. Der erste tötet viele
Einzeller in kurzer Zeit. Was dann noch übrig bleibt, wird vom zweiten Mittel
erledigt. Diese sogenannte Kombitherapie sollte immer eingehalten werden, aber
das ist zu oft nicht der Fall. „Artemisinin ist nicht mehr so wirksam wie in
den Neunzigerjahren”, beobachtet Nosten. „Heute dauert es manchmal bis zu sechs
Tage, bis unter dem Mikroskop keine Parasiten mehr zu finden sind. Sie haben
sich verändert.”
Dennoch
kommen Patienten mit der Kombitherapie immer noch auf die Beine. So fällt es
Experten schwer, die Dimension der Gefahr zu vermitteln. Es liegen eben keine
sterbenden Menschen auf den Straßen, deren Bilder um die Welt gehen und
aufrütteln.
Ein Dutzend
Mal hat der Mensch Infektionskrankheiten den Krieg erklärt. Nur ein einziges
Mal, bei den Pocken, war er erfolgreich. Doch 2015 könnte ein entscheidendes
Datum werden. Schlägt die letzte Stunde eines Parasiten endlich?
Quelle:
Süddeutsche Zeitung, Foto: El
Grafo
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