Uni Kiel
Die Malaria ausbremsen
11.02.2015 21:15 Uhr
Einen Angriffspunkt, um Medikamente gegen Malaria zu entwickeln, haben Wissenschaftler mit Beteiligung der Kieler Uni entdeckt. Professor Eric Beitz, Projektleiter der Studie, spricht von Grundlagenforschung und von einem Weg, der in ein paar Jahren zum Ziel führen könne.
Kiel. Er sieht darin einen „neuen und sehr spannenden Ansatz“, die Tropenkrankheit zu bekämpfen. „Wir wollen als nächstes Moleküle entwickeln“, kündigt der Kieler an, „die die Erreger stoppen können.“
Ziel ist, die rapide Vermehrung des Erregers im Körper – er kann in zwei Tagen zur 32-fachen Menge anwachsen – zu verlangsamen. Das gebe dem menschlichen Immunsystem die Möglichkeit, sich gegen Malaria zur Wehr zu setzen. In der Vergangenheit hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Zahl der Todesopfer durch die Tropenkrankheit weltweit im Jahr auf fast eine Million geschätzt, die Hälfte von ihnen waren Kinder unter fünf Jahren. Inzwischen geht die Zahl laut Weltmalaria-Report zwar zurück, er nennt für 2013 aber immer noch fast 600000 Opfer.
Der Malaria-Erreger ist ein Parasit, der durch den Stich von weiblichen, infizierten Anopheles-Mücken übertragen wird. Zu den Symptomen zählen wiederkehrendes Fieber, Schüttelfrost, Magen-Darm-Beschwerden und Krämpfe, die das Immunsystem schwächen. 90 Prozent der Erkrankten leben in Afrika. Und immer noch gelten Moskitonetze als der wichtigste Schutz vor dieser Krankheit.
Im Malaria-Erreger haben die Kieler nun zusammen mit ihren Kollegen vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin den Milchsäure-Transporter gefunden. Den hatten Forscher seit Jahrzehnten vergeblich gesucht. Bekannt ist schon seit den 1940er Jahren, dass der Erreger sich besonders effizient ernährt und vermehrt, wenn Glukose im ausreichenden Maß im Blut vorhanden ist. Beim Abbau dieser Zuckerart produziert er Milchsäure, die als Abfallprodukt im fortgeschrittenen Stadium der Malaria einen herabgesetzten pH-Wert verursacht. Diesen Abfall muss er wegtransportieren, um nicht selbst abzusterben. Den Transporter konnten die Kieler und die Hamburger nun identifizieren: Ihre Forschungsergebnisse sind in der internationalen Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht worden.
Wichtig war die Entdeckung, dass der Bautyp des Transporters sich von dem des Menschen grundlegend unterscheidet. Denn daraus ergibt sich, erklärt Janis Rambow vom Pharmazeutischen Institut in Kiel und Erstautor der aktuellen Studie, „der Milchsäure-Transporter könnte hervorragend als Angriffspunkt für die Entwicklung dringend benötigter, neuer Antimalaria-Wirkstoffe dienen“. Diese würden dann lediglich den Malaria-Erreger blockieren, nicht aber den Stoffwechsel des Menschen.
Transporter sind Proteine, die Stoffe in Zellen hinein beziehungsweise aus ihnen heraus transportieren. Beitz erklärt: „Der Milchsäure-Transporter ist ein lebenswichtiger Mechanismus für den Erreger. Wir wollen als nächstes Moleküle entwickeln, die das Ausscheiden der Milchsäure durch die Erreger stoppen können.“ Von diesem Weg verspricht sich das Team um Beitz die Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente. „Es ist nicht auszuschließen, dass es auch andere Wege gibt“, sagt Beitz zur Grundlagenforschung. Aber bisher sprächen die Indizien dafür, dass die Forscher hier den einzig erfolgreichen Weg entdeckt hätten.
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