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Jährlich Hunderttausende Tote durch Malaria - viele Opfer bitterarm
Malaria geriet bei vielen in Vergessenheit. Doch der Stich der Anopheles-Mücke kommt vor allem in Afrika weiterhin oft einem Todesurteil gleich
Die dreijährige Siama Marjan spielt in Nairobi hinter einem Moskitonetz gegen Malaria-Mücken. Ebola hat Malaria zuletzt aus dem Rampenlicht verdrängt. Doch der Biss der Anopheles-Mücke kommt vor allem in Afrika weiterhin oft einem Todesurteil gleich. Foto: Stephen Morrison/EPA/dpa
Abuja (dpa) – Jede Minute stirbt in Afrika ein Kind unter fünf Jahren an Malaria. Das macht pro Tag rund 1400 Todesfälle, die Hilfsorganisationen zufolge leicht vermeidbar wären. «Gegen Malaria kann man sich einfach und kostengünstig schützen, und man kann sie auch heilen», sagt Expertin Valentina Buj vom Kinderhilfswerk Unicef Trotzdem sterben an den Folgen des Stichs der Anopheles-Mücke jedes Jahr fast 600 000 Menschen - rund 90 Prozent davon laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Afrika südlich der Sahara.
In Nigeria etwa, dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas, haben viele Millionen Menschen kein Geld für Moskitonetze, Medikamente oder einen Arzt. «Als wir von der Schule nach Hause kamen, hatte meine Schwester Mayowa plötzlich Kopfweh und schnell ansteigendes Fieber», erinnert sich Tomiwa Oladipo aus Dutse Alhaji, einem Vorort der Hauptstadt Abuja. «Meine Eltern konnten sich die empfohlene Medizin nicht leisten, deswegen haben sie ihr örtliche Kräuter gegeben», sagt der 29-Jährige. «Dann starb sie.» Mayowa wurde nur zehn Jahre alt.
Während die Welt im vergangenen Jahr mit Entsetzen auf die Ebola-Seuche in Westafrika geblickt hat, geriet die weit mehr Opfer fordernde Plage Malaria etwas in Vergessenheit. Zum Weltmalariatag am 25. April setzt die WHO jedoch auf ehrgeizige Ziele: Bis zum Jahr 2030 soll die Zahl der Malaria-Erkrankungen und Todesfälle jeweils um 90 Prozent sinken. Um das zu erreichen, müssten jährlich etwa 5,1 Milliarden Dollar (4,8 Milliarden Euro) für den Kampf gegen Malaria zur Verfügung stehen. 2013 waren es aber nur 2,7 Milliarden Dollar.
Unicef setzt zum Weltmalariatag mit einer neuen Kampagne darauf, die medizinische Malaria-Prophylaxe bei Schwangeren auszubauen. «Die nötigen Medikamente kosten pro Mutter weniger als einen halben Dollar», sagt Expertin Buj.
Nigeria hält einen traurigen Weltrekord: In dem dicht bevölkerten westafrikanischen Staat mit rund 178 Millionen Einwohnern gibt es Schätzungen zufolge jährlich rund 100 Millionen Malaria-Erkrankungen, mehr als 300 000 Menschen sterben daran. Viele Patienten leiden unter der äußerst gefährlichen Form Malaria tropica, die durch den von der Anopheles-Mücke übertragenen Erreger Plasmodium falciparum ausgelöst wird. Nigeria ist Afrikas bedeutendster Ölproduzent und die größte Volkswirtschaft des Kontinents, doch der Wohlstand kommt nur wenigen zu Gute. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung leben in Armut und das Gesundheitssystem ist so unterfinanziert wie überfordert.
Hilfsorganisationen und die Regierung versuchen, jeder Familie ein mit Insektizid behandeltes Moskitonetz zu geben. Doch dies muss auch von Aufklärungskampagnen flankiert werden. «Ich nutze das Moskitonetz nicht», sagt Aisha Mohammed, eine 32-jährige Händlerin aus einem Vorort von Abuja. Sie habe es während der Schwangerschaft von der Regierung bekommen. «Aber ich reagiere auf die Chemikalien, und darunter wird es so heiß», sagt die zweifache Mutter entschuldigend.
Der WHO zufolge leben in Afrika immer noch rund 280 Millionen Menschen ohne adäquates Moskitonetz in ihrem Zuhause. Weltweit leben laut WHO 3,3 Milliarden Menschen in Malaria-Risikogebieten. Im wohlhabenderen Asien und in Lateinamerika sind jedoch Prophylaxe und ärztliche Behandlung deutlich besser, der Löwenanteil der Malaria-Erkrankungen entfällt daher auf Afrika.
Doch Experten sehen auch Grund zur Freude. Seit dem Jahrtausendwechsel ist die Zahl der Infektionen und Todesfälle dank besserer Prävention und Behandlung deutlich zurückgegangen. Unicef geht davon aus, dass es daher seit 2001 etwa 670 Millionen weniger Malaria-Erkrankungen gegeben hat und 4,3 Millionen Leben gerettet wurden. Rund 3,9 Millionen davon waren afrikanische Kinder.
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