Freitag, 24. April 2015

Heilerkongress in Kassel "Wundermittel" sorgt für Unfrieden

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Heilerkongress in Kassel
"Wundermittel" sorgt für Unfrieden
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Alternative Heilmethoden ins Licht rücken möchte der Kongress "Spirit of Health".
Längst warnen Behörden vor dem angeblichen Wunderheilmittel MMS. Doch auf einem Kongress in Kassel darf ein selbsternannter Heiler ungehindert Werbung für den giftigen Stoff machen. Die Stadt steht in der Kritik und räumt Versäumnisse ein.

Von Stephan Loichinger, hr-online

A
m Freitag beginnt im Kasseler Kongress Palais der dreitägige Kongress "Spirit of Health". In 15 Vorträgen und an rund 50 Ausstellerständen geht es laut Programm um "Alternative Medizin in der Praxis", "Krebstherapie mit Natriumbicarbonat", "Selbstheilung von Krebs mit Naturheilmitteln" oder "Alternative Behandlung in der Tierheilkunde". Schon vor Beginn der Veranstaltung üben der Deutsche Konsumentenbund und die Landtagsfraktion der Linken Kritik daran: auch am geplanten Referat über Backpulver-Injektionen zur Krebsbehandlung, vor allem aber am Programmpunkt "Behandlungerfolge & Eigentherapie mit Chlordioxid".

Dahinter verbergen sich die umstrittenen "Miracle Mineral Supplement"-Produkte. Die unter dem Kürzel MMS geläufigen Präparate werden als Wundermittel gegen Krebs, Malaria, Autismus und chronische Infektionen gepriesen. Dabei ist Chlordioxid nach Auskunft des Bundesamts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) giftig. Es werde zum Bleichen von Papier und zur Desinfektion von Wasser eingesetzt. Wer es einnehme oder anwende, riskiere Verätzungen der Speiseröhre oder der Haut, Durchfall, Nierenversagen, Atemstörungen und schwere Augenschäden.

Warnung des Bundesamts für Arzneimittel
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MMS wird im Internet oft als Set aus Natriumchlorit und Zitronensäure zum Selbstmischen angeboten.
Das BfArM hat zwei MMS-Präparate als zulassungspflichtig und bedenklich eingestuft. Sie seien vermutlich gesundheitsschädlich. Andreas Kalcker, Referent über die Chlordioxid-Therapie beim Heiler-Kongress in Kassel, beschreibt das Gas auf seiner Homepage jedoch als "ein hoch wirksames Desinfektionsmittel, welches selektiv viele Krankheitserreger im Körper eliminiert, wobei es unterscheidet zwischen gesunden Zellen und Bakterien". Wer dahinter Chlorbleiche vermute, sitze wie "einige stümperhafte Zeitungsartikel" einer Verwechslung auf.

Vermutlich wird Kalcker diese Botschaft auch am Samstag im Kasseler Kongress Palais verbreiten. Die Stadt Kassel, über ihre Marketingtochter Vermieterin des Veranstaltungsorts, sieht sich außerstande, ihn daran zu hindern. Obwohl es laut BfArM zahlreiche Berichte über Gesundheitsschäden nach der Einnahme von MMS gibt. Und obwohl das Gesundheitsamt Kassel wie auch das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt vor den Gefahren von MMS warnen.

Stadt Kassel: "MMS war uns kein Begriff"
Ingo Happel-Emrich, Sprecher der Stadt Kassel, teilt mit, sollten gesundheitsgefährdende, nicht zugelassene Medikamente beworben werden, "ist das selbstverständlich nicht im Sinne von Kassel Marketing". Es gebe aber keine rechtliche Möglichkeit und keinen Anlass, den Mietvertrag zu kündigen. Für die Einhaltung des Heilmittelwerbegesetzes sei das RP Darmstadt zuständig.

Ein Versäumnis der Stadt räumt Happel-Emrich im Gespräch mit hr-online freilich ein: "Bei Abschluss des Mietvertrags im vergangenen Jahr waren uns MMS und 'Spirit of Health' kein Begriff." Dabei informierte sich Kassel Marketing bei ihrem Pendant in Hannover, wo 2014 ebenfalls unter Protest der bislang einzige "Spirit of Health"-Kongress in Deutschland stattfand. Über Inhalte des Kongresses habe man sich jedoch nicht erkundigt, nur über die Zahlungsmoral des Veranstalters und ähnliches, berichtet Happel-Emrich.

Regierungspräsidium wird nur hinterher tätig
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Information
Natriumchlorit
Natriumchlorit (NaClO2) ist das Natriumsalz der Chlorigen Säure und giftig. Es wird zum Papierbleichen und als Desinfektionsmittel zur Wasseraufbereitung eingesetzt. Es ist nicht zu verwechseln mit dem fast gleichnamigen, aber harmlosen Natriumchlorid (NaCl), was schlicht Kochsalz bezeichnet.
Das Regierungspräsidium erläutert, das Heilmittelwerbegesetz erlaube ihm nicht, eine Veranstaltung zu verhindern. Das RP könne Verstöße nur anschließend ahnden. Ein Verstoß liege dann vor, wenn für ein bestimmtes MMS-Produkt geworben werde. Berichte jemand lediglich von der Heilwirkung einer Kombination aus Natriumchlorit und Zitronensäure, den Bestandteilen von Chlordioxid beziehungsweise MMS, sei dies eine wissenschaftliche Information oder eine freie Meinungsäußerung. "Allerdings könnte hierin unter Umständen eine Anstiftung zur Körperverletzung zu sehen sein", so das RP.

Ob das Regierungspräsidium Beobachter zum umstrittenen Heiler-Kongress schickt, dazu will ein Sprecher der Behörde keine Auskunft geben. Für die Stadt Kassel sollen Mitarbeiter des Ordnungs- und des Gesundheitsamts vor Ort zuhören.

Gegenveranstaltung vor der Halle
Nicht nur die Linken-Landtagsabgeordnete Marjana Schott findet es "unverantwortlich, dass die Behörden kein Verbot dieser Veranstaltung und des Verkaufs der schädlichen Mittel durchsetzten". Schließlich seien in anderen Städten bereits Mietverträge mit den Kongress-Veranstaltern gekündigt worden.

Davon berichtet auch Guido Bockamp vom Deutschen Konsumentenbund: In Irland, Großbritannien und Holland seien "Spirit of Health" Tagungsorte verweigert oder wieder abgesagt worden. "Wenn die Stadt Kassel sagt, das gehe nicht, ist das ein Scheinargument." Anscheinend scheue die Stadt Schadenersatzforderungen. In Bockamps Augen gewichtet die Stadt damit falsch. Die bei diesem "bunten Panoptikum des Wahnsinns" empfohlenen Heilmethoden seien teils lebensbedrohlich und würden auch an Kindern angewandt.

Der Konsumentenbund wirbt seinerseits für ein "Bündnis gegen Pseudomedizin und Quacksalberei zum Schaden von Kindern" und will an den drei "Spirit of Health"-Tagen vor dem Kasseler Kongress Palais Stellung beziehen. Besucher und Passanten sollen sich dort über die umstrittenen Heiler informieren können. Zudem sind mehrere Demonstrationen geplant.

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Montag, 20. April 2015

Jährlich Hunderttausende Tote durch Malaria - viele Opfer bitterarm

http://www.rnz.de/ratgeber/gesundheit_artikel,-Jaehrlich-Hunderttausende-Tote-durch-Malaria-viele-Opfer-bitterarm-_arid,91941.html

Jährlich Hunderttausende Tote durch Malaria - viele Opfer bitterarm

Malaria geriet bei vielen in Vergessenheit. Doch der Stich der Anopheles-Mücke kommt vor allem in Afrika weiterhin oft einem Todesurteil gleich



Die dreijährige Siama Marjan spielt in Nairobi hinter einem Moskitonetz gegen Malaria-Mücken. Ebola hat Malaria zuletzt aus dem Rampenlicht verdrängt. Doch der Biss der Anopheles-Mücke kommt vor allem in Afrika weiterhin oft einem Todesurteil gleich. Foto: Stephen Morrison/EPA/dpa

Abuja (dpa) – Jede Minute stirbt in Afrika ein Kind unter fünf Jahren an Malaria. Das macht pro Tag rund 1400 Todesfälle, die Hilfsorganisationen zufolge leicht vermeidbar wären. «Gegen Malaria kann man sich einfach und kostengünstig schützen, und man kann sie auch heilen», sagt Expertin Valentina Buj vom Kinderhilfswerk Unicef Trotzdem sterben an den Folgen des Stichs der Anopheles-Mücke jedes Jahr fast 600 000 Menschen - rund 90 Prozent davon laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Afrika südlich der Sahara. 

In Nigeria etwa, dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas, haben viele Millionen Menschen kein Geld für Moskitonetze, Medikamente oder einen Arzt. «Als wir von der Schule nach Hause kamen, hatte meine Schwester Mayowa plötzlich Kopfweh und schnell ansteigendes Fieber», erinnert sich Tomiwa Oladipo aus Dutse Alhaji, einem Vorort der Hauptstadt Abuja. «Meine Eltern konnten sich die empfohlene Medizin nicht leisten, deswegen haben sie ihr örtliche Kräuter gegeben», sagt der 29-Jährige. «Dann starb sie.» Mayowa wurde nur zehn Jahre alt.

Während die Welt im vergangenen Jahr mit Entsetzen auf die Ebola-Seuche in Westafrika geblickt hat, geriet die weit mehr Opfer fordernde Plage Malaria etwas in Vergessenheit. Zum Weltmalariatag am 25. April setzt die WHO jedoch auf ehrgeizige Ziele: Bis zum Jahr 2030 soll die Zahl der Malaria-Erkrankungen und Todesfälle jeweils um 90 Prozent sinken. Um das zu erreichen, müssten jährlich etwa 5,1 Milliarden Dollar (4,8 Milliarden Euro) für den Kampf gegen Malaria zur Verfügung stehen. 2013 waren es aber nur 2,7 Milliarden Dollar. 

Unicef setzt zum Weltmalariatag mit einer neuen Kampagne darauf, die medizinische Malaria-Prophylaxe bei Schwangeren auszubauen. «Die nötigen Medikamente kosten pro Mutter weniger als einen halben Dollar», sagt Expertin Buj. 

Nigeria hält einen traurigen Weltrekord: In dem dicht bevölkerten westafrikanischen Staat mit rund 178 Millionen Einwohnern gibt es Schätzungen zufolge jährlich rund 100 Millionen Malaria-Erkrankungen, mehr als 300 000 Menschen sterben daran. Viele Patienten leiden unter der äußerst gefährlichen Form Malaria tropica, die durch den von der Anopheles-Mücke übertragenen Erreger Plasmodium falciparum ausgelöst wird. Nigeria ist Afrikas bedeutendster Ölproduzent und die größte Volkswirtschaft des Kontinents, doch der Wohlstand kommt nur wenigen zu Gute. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung leben in Armut und das Gesundheitssystem ist so unterfinanziert wie überfordert. 

Hilfsorganisationen und die Regierung versuchen, jeder Familie ein mit Insektizid behandeltes Moskitonetz zu geben. Doch dies muss auch von Aufklärungskampagnen flankiert werden. «Ich nutze das Moskitonetz nicht», sagt Aisha Mohammed, eine 32-jährige Händlerin aus einem Vorort von Abuja. Sie habe es während der Schwangerschaft von der Regierung bekommen. «Aber ich reagiere auf die Chemikalien, und darunter wird es so heiß», sagt die zweifache Mutter entschuldigend. 

Der WHO zufolge leben in Afrika immer noch rund 280 Millionen Menschen ohne adäquates Moskitonetz in ihrem Zuhause. Weltweit leben laut WHO 3,3 Milliarden Menschen in Malaria-Risikogebieten. Im wohlhabenderen Asien und in Lateinamerika sind jedoch Prophylaxe und ärztliche Behandlung deutlich besser, der Löwenanteil der Malaria-Erkrankungen entfällt daher auf Afrika. 

Doch Experten sehen auch Grund zur Freude. Seit dem Jahrtausendwechsel ist die Zahl der Infektionen und Todesfälle dank besserer Prävention und Behandlung deutlich zurückgegangen. Unicef geht davon aus, dass es daher seit 2001 etwa 670 Millionen weniger Malaria-Erkrankungen gegeben hat und 4,3 Millionen Leben gerettet wurden. Rund 3,9 Millionen davon waren afrikanische Kinder. 



http://www.augsburger-allgemeine.de/wissenschaft/Hunderttausende-sterben-jedes-Jahr-an-Malaria-id33781432.html

VERGESSENE KRANKHEIT MALARIA

Hunderttausende sterben jedes Jahr an Malaria

Die Ebola-Epidemie in Westafrika hat für große Aufregung gesorgt. Andere tödliche Krankheiten wurden dadurch fast vergessen. Noch immer sterben in Afrika Hunderttausende an Malaria






Mittwoch, 8. April 2015

Systembiologie gegen Infektionen

http://derstandard.at/2000013998295/Systembiologie-gegen-Infektionen

Systembiologie gegen Infektionen
8. April 2015, 11:03
Malaria, Tuberkulose, Salmonellen: ein neuer Forschungsansatz untersucht Infektionsprozesse bis auf Zellebene
Infektionskrankheiten wie MalariaTuberkulose und Salmonellen verbreiten sich immer stärker, und die Erreger werden zunehmend resistent gegen existierendeMedikamente. Untersuchungen, wie diese Erreger mit ihrem menschlichen Wirt in Verbindung kommen, sollen den Weg zu neuartigen Behandlungsmethoden ebnen.
Zu diesem Thema treffen sich internationale Experten der Infektions-, System- und Strukturbiologie zum ersten internationalen Symposium des neuen Forschungszentrum für strukturelle Systembiologie (CSSB) vom 9. bis 11. April im Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM).
Organismus in seiner Gesamtheit
Renommierte Experten aus verschiedenen Ländern werden erörtern, wie Methoden und Denkansätze der Systembiologie genutzt werden können, um den Infektionsprozess genauer zu verstehen. Systembiologie bezeichnet eine neue Forschungsausrichtung, mit der alle wesentlichen biologischen Prozesse in Organismen in ihrer Gesamtheit erfasst werden.
Das Symposium behandelt zudem mögliche biotechnologische Anwendungen und die Möglichkeiten, mit Hilfe der Systembiologie konventionelle Arzneimittel zu verbessern. "Mit der Fokussierung unseres ersten Symposiums auf Systeme in der Infektionsbiologie hebt das CSSB die Bedeutung interdisziplinärer Forschung hervor und bietet Wissenschaftlern eine Plattform, um Wissen auszutauschen und neue Wege in der Infektionsforschung zu entdecken", erklärt Matthias Wilmanns, Wissenschaftlicher Direktor des CSSB.
Das Symposium beleuchtet die zentrale Rolle systembiologischer Methoden und Ansätze für wissenschaftliche Erfolge in der Infektionsbiologie. "Die Systembiologie gewinnt zunehmend an Bedeutung für die Identifizierung allgemeiner Zellmechanismen, die am Infektionsprozess beteiligt sind", erklärt Thomas Marlovits vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. In seiner Forschung untersucht er die molekularen Grundlagen des Sekretionssystems von Salmonellenbakterien.
Genomforschung und Infekte
Tim Gilberger (CSSB, BNITM) leitet eine Symposiumssitzung zur Benützung von Genom- und Proteom-Daten in der infektionsbiologischen Forschung. Gilberger selbst untersucht welche der 5200 Proteine des Malariaparasiten direkt an der Invasion und Transformation roter Blutzellen beteiligt sind. "Wenn wir die Hauptverantwortlichen in dieser funktionalen Kette identifizieren, liefert das neue Ansätze zur Bekämpfung von Malaria", erklärt Gilberger. (red/idw, derStandard.at, 8.4.2015)
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