Freitag, 27. Juni 2014

Selbsternannte Wunderheiler setzen Geld vor Gesundheit

http://www.fnp.de/rhein-main/Selbsternannte-Wunderheiler-setzen-Geld-vor-Gesundheit;art801,913136

Alternativmedizin-SzeneSelbsternannte Wunderheiler setzen Geld vor Gesundheit


Es sieht aus wie ein harmloses Wässerchen, enthalten ist aber hochgiftiges Chlordioxid. Ali Erhan und andere selbst ernannte Gesundheitsapostel wollen damit alles Mögliche kurieren: Sogar Krebs. Die Gesundheitsbehörden in Hessen sind alarmiert. Doch die Anhänger lassen sich nicht beirren.
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Frankfurt. 
Schon die Bezeichnung müsste stutzig machen: MMS steht für „Miracle Mineral Supplement“ (Mineral-Wundermittel). Doch weder sind Mineralien enthalten noch kann es Wunder bewirken. Dahinter verbirgt sich, wovor Gesundheitsbehörden auf aller Welt, seit dieser Woche auch in Hessen warnen: Es handelt sich um Natriumchlorit. Eine scharfe Chemikalie, die üblicherweise als giftig und brandfördernd eingestuft wird.
Das "Miracle Mineral Supplement" (MMS) wird über das Internet verkauft. (Screenshot: Google)/rhein-main/Selbsternannte-Wunderheiler-setzen-Geld-vor-Gesundheit;art801,913136Das "Miracle Mineral Supplement" (MMS) wird über das Internet verkauft. (Screenshot: Google)
Versetzt man diese mit einer Säure, dann entsteht Chlordioxid – ein Bleich- und Desinfektionsmittel, das industriell zum Beispiel in Schwimmbädern eingesetzt wird. Unverwechselbar ist der stechende Chlorgeruch. Einige Tropfen täglich davon selbst verabreicht, soll es alle möglichen Krankheiten kurieren können, behauptet eine Bewegung in der Alternativmedizin-Szene. Es helfe bei Grippe, Fußpilz, Herpes, Blasenbeschwerden und vielem mehr. Sogar Krebs, Aids und Malaria könne es heilen – bis hin zu Autismus bei Kindern. Tausende vertrauen darauf. Weil sie auf Gesundheit hoffen. Kongresse und Seminare in ganz Deutschland, auf denen die angeblich bahnbrechende Alternative zur Schulmedizin angepriesen wird, haben großen Zulauf.
Dabei handelt es sich eindeutig nicht um ein Medikament. Es ist nicht geprüft, und es ist nicht zugelassen. Es gibt keinerlei wissenschaftliche Nachweise für eine heilende Wirkung. Der Handel mit der ätzenden Flüssigkeit zum Zwecke der medizinischen Behandlung von Krankheiten ist daher strafbar. Die Behörden, allen voran das Bundesamt für Risikobewertung, haben vor der Einnahme des ätzenden Gemischs schon länger gewarnt.

In Ländern verboten

MMS ist in anderen Ländern Europas ebenso verboten. In Kanada und den USA raten die Gesundheitsbehörden von der Verwendung ab. Es berge „erhebliche Gesundheitsgefahren“. Schwere Darminfektionen habe es nach der Einnahme gegeben. Es kann zu Verätzungen der Haut und Schleimhäute kommen. Fälle von Schmerzen, Erbrechen und Durchfall wurden gemeldet. Die Langzeitschäden bei längerer Einnahme seien nicht abzuschätzen. In Deutschland ermittelte Ende 2010 in Oberbayern die Staatsanwaltschaft gegen einen Arzt, der MMS an seine Patienten verkaufte. In dieser Woche hat auch das Regierungspräsidium Darmstadt eine Warnung vor dem angeblichen Wundermittel gegen Krebs und Co. herausgegeben.

Entsetzen: Pures Gift

Apothekerin Dr. Margarethe Kraus, die im Regierungspräsidium für die Überwachung von Arzneimitteln, den Vertrieb und die Hersteller in Hessen zuständig ist, zeigt sich entsetzt: „Das ist pures Gift. Niemand käme ja auch nicht einfach auf die Idee, irgendeine Bleiche zu trinken.“ So lange MMS nicht verkauft werde, liege keine Straftat vor. Höchstens eine Ordnungswidrigkeit bei Verstoß gegen das Arzneimittelwerbegesetz. Man könne nur an den gesunden Menschenverstand appellieren bei diesem fragwürdigen „Produkt“, das gerade dabei ist, zum letzten Schrei in der Pseudo- und Alternativmedizin zu werden – ein Trend, den man offenbar in Frankfurt gerne aufgreift.
Aufmerksam wurde das Regierungspräsidium auf MMS nach Bekanntwerden einer Veranstaltung, die kommenden Freitag (4. Juli), im Frankfurter „Finkenhof“ stattfinden soll. Bürger hatten darauf hingewiesen. Für den „Frankfurter Ring“, einen Verein, der nach eigenen Angaben Autoren, Therapeuten und Heiler, Wissenschaftler und Künstler „aus aller Welt“ zu Vorträgen und Workshops einlädt, soll Ali Erhan über Wirkunsweise und Anwendungsmöglichkeiten der „genialen Substanz“ MMS referieren. Ali Erhan wird auf der Internetseite des Vereins vorab als einer der „wichtigsten Insider der MMS-Bewegung“ angekündigt.
Der Mann, der kein Arzt, sondern Maschinenbauer mit Diplomabschluss ist, verweist selbst auf die „Ausbildung“ beim US-Amerikaner Jim Humble, der den Stoff MMS in den 90er Jahren entdeckt und damit angeblich Zehntausende Afrikaner von Malaria geheilt haben soll.

Jim „Bischof“ Humble

Humble, der ebenfalls medizinischer Laie ist, war Ingenieur, Autor für Computerhandbücher und Gründer einer pseudoreligiösen Gemeinschaft. Seit einigen Jahren nennt er sich auch „Bischof James“ und tourte ebenfalls bereits auf Vortragsreisen durch Deutschland. Vorgestellt wurde dabei auch eine zweite, gefährliche Substanz, die „Schwarze Salbe“ genannt wird und bei Patienten mit Haut- und Brustkrebs angewendet werden soll. In der Salbe ist Zinkchlorid enthalten. Zinkchlorid ist ebenfalls eine aggressive Chemikalie, die zu Hautschäden führt und in Deutschland genauso verboten ist wie MMS, das hauptsächlich übers Internet – deklariert als Desinfektionsmittel – bestellt werden kann.
Dass bei Humble und Ali Erhan mit der brutalen chemischen Keule offenbar die Gefährdung der Gesundheit vieler Menschen in Kauf genommen wird, ist kein Hinderungsgrund für den „Fankfurter Ring“, Erhan auftreten zu lassen – freilich gegen eine Gebühr von 290 Euro für die zwei Seminartage. Jeder solle sich seine eigene Meinung bilden können, sagt die Vereinsvorsitzende Brita Dahlberg. Im Übrigen habe man in ihrem Bekanntenkreis, zu dem auch Ärzte gehörten, nur positive Erfahrungen mit MMS gemacht. Und die Warnungen der Behörden? „Beruhen auf Missverständnissen“, sagt Dahlberg.
Es wird auf einen Link zum Herunterladen einer Info-Broschüre zu MMS auf der Vereins-Homepage hingewiesen. Vorsorglich hat man dort auch deutlich gemacht, dass der Verein in „keiner Weise mit den Herstellern oder Anbietern von MMS-Produkten verbunden“ ist und MMS-Produkte „nicht zum Kauf angeboten werden“. Womöglich im Wissen, dass man auch im Frankfurter Polizeipräsidium und dem Ordnungsamt schon hellhörig geworden ist.

Donnerstag, 26. Juni 2014

Ätzende Alternativmedizin: Das Geschäft mit dem 'Wundermittel' MMS geht weiter


-Ätzende Alternativmedizin: Das Geschäft mit dem 'Wundermittel' MMS geht weiter
http://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-26-06-2014/aetzende-alternativmedizin--das-geschaeft-mit-dem--wundermittel-.html#

Das Mittel "Miracle Mineral Supplement", kurz MMS, soll wahre Wunder bewirken. Dabei ist MMS eine aggressive Chemikalie, Chlordioxid, die auch zum Bleichen von Textilien eingesetzt wird. Doch die Anhänger von MMS behaupten, es könne fast alle Krankheiten heilen - von Malaria bis hin zu Autismus bei Kindern. KONTRASTE zeigte in der vergangenen Sendung, wie Eltern ihren Kindern sogar Einläufe mit MMS machen. Doch das führt zu gefährlichen Verätzungen. Trotzdem geht das Geschäft mit dem ätzenden "Wundermittel" einfach weiter. Weil es keine Bundesbehörde gibt, die in solchen Fällen die Kontrolle und Überwachung übernimmt, kann die MMS-Szene unbemerkt von kommunalen Behörden agieren.
Selten hat ein Beitrag bei unseren Zuschauern derart Entsetzen ausgelöst wie der über das vermeintliche Wunderheilmittel MMS. In der vergangenen Sendung hatten wir berichtet, wie Scharlatane in Deutschland dieses Mittel vertreiben, das angeblich gegen alle möglichen Krankenheiten helfen soll - in Wirklichkeit aber eine ätzende Chemikalie ist! Die Reaktionen der Zuschauer waren einhellig: Wie kann das angehen, warum greifen die Behörden hier nicht ein?! Unsere Autoren Caroline Walter und Christoph Rosenthal sind dieser Frage erneut nachgegangen und stiessen dabei auf weitere unglaubliche Details.
Hannover. Hier trafen sich Ende April Hunderte Anhänger des angeblichen Wundermittels „MMS“. Der Amerikaner Jim Humble propagiert es als Mittel gegen fast alle Krankheiten.
Jim Humble 
„Wir kamen hierher, um die Menschheit zu retten.“

MMS – dahinter verbirgt sich die ätzende Chemikalie Chlordioxid: gemischt wird sie aus Natriumchlorit und Salzsäure. Eigentlich ein Desinfektions- und Bleichmittel. Trotzdem soll man es trinken. MMS könne angeblich Krebs oder Malaria heilen. Doch mehrere Malariapatienten, die darauf vertrauten, sind so in Lebensgefahr geraten. Denn MMS wirkte nicht.
Den Toxikologen Prof. Stahlmann wundert das nicht. MMS verursacht nur eines – Nebenwirkungen wie starke Durchfälle und Verätzung von Schleimhäuten. In Industriebetrieben würden Arbeiter deshalb vor Chlordioxid geschützt.
Prof. Ralf Stahlmann
Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Charité Berlin

„MMS ist eine Chemikalie, kein Arzneimittel. Weder die Wirksamkeit noch die Verträglichkeit sind geprüft und nachgewiesen. Man kann nur dringend davor warnen.“
Vor einigen Tagen wieder in Hannover – ein MMS-Workshop, angeboten von Ali Erhan, der zum harten Kern der Szene gehört. Wir nehmen verdeckt daran teil. Erhan schwärmt von MMS:
„Wir wissen, dass es wirkt und wir wissen, dass es nebenwirkungsfrei ist …
Jetzt wird euch langsam klar, was für ein Potenzial in MMS und Chlordioxid drin ist, warum die so dagegen schießen. Super billig, super breitbandig, das ersetzt 'ne halbe Apotheke.“
Aber er kann keine einzige Studie zur Wirkung von MMS bei Krebs oder anderen schweren Krankheiten nennen. Stattdessen berichtet er von angeblichen Malariaheilungen und behauptet:
„Der Erreger ist im Blut und dann ist er mit MMS auch weg.“
Erhan leitet die Teilnehmer an, die Chemikalie direkt hier anzuwenden. Wir sollen es mischen und einen Atemzug von dem hochgiftigen Chlordioxidgas nehmen. Das sei wunderbar. Dann fordert er auf:
„Augen Ohren Nase. Das machen wir jetzt praktisch. Mit einer Pipette zwei Tropfen in jedes Auge.“
Schließlich animiert Erhan die Teilnehmer das Zeug auch zu trinken.
„Wir gurgeln und zischen das dann auch nochmal runter.“
Ein Schluck reicht uns, es schmeckt grauenhaft. Bedenken spielt Erhan herunter:
„Die einzige Nebenwirkung, die ich kenne, ist, dass man möglicherweise länger lebt.“
Dieses Seminar kostet satte 290 Euro. Nach der Übung verkauft er noch ein MMS-Produkt – für 60 Euro pro Packung. Fast jeder greift zu.
Wir sind beim Gewerbeaufsichtsamt in Hannover. Es ist zuständig für die Überwachung solcher Mittel. Hier kennt man das Thema MMS bereits und Herrn Erhan ebenso. Aber von dem Workshop hat die Behörde nichts mitbekommen.
Uwe Licht-Klagge
Gewerbeaufsichtsamt Hannover 

„Wenn Herr Erhan über Heilwirkung von MMS oder angeblicher Heilwirkung von MMS berichtet und gleichzeitig das Mittel entgeltlich und unentgeltlich abgibt, dann wäre das ganz klar verboten und würde einen Verstoß gegen das Arzneimittelrecht darstellen. Das wäre auch als Straftat zu bewerten.“
Eine Straftat, die unbemerkt geblieben wäre – weil lokale Aufsichtsbehörden oft überlastet sind. Ihnen fehlt schlicht das Personal zur Überwachung der MMS-Szene. Die agiert vor allem übers Internet – und darauf ist das Kontrollsystem offenbar noch nicht eingestellt.
Uwe Licht-Klagge
Gewerbeaufsichtsamt Hannover 

„Wir haben im Bereich der Länderbehörden durchaus auch Internetbeobachtung jetzt gezielt eingesetzt, aber die flächendeckende oder dauerhafte Beobachtung scheitert letztendlich an den personellen Ressourcen.“
Wir haben Ali Erhan nach dem Seminar angeschrieben, auf konkrete Fragen hat er nicht geantwortet. Er bestreitet, Heilversprechen gemacht zu haben.
Und er verweist uns auf ein Werbevideo – das die Erfolge mit MMS belegen soll. Es geht um diesen Feldversuch in Uganda. 154 Malariakranke seien mit MMS geheilt worden. Das behauptet Leo Koehof – der Verleger von MMS-Büchern. Aber stimmt diese Geschichte?
Nach unseren Recherchen wurden die Gesundheitsbehörden in Uganda getäuscht – ebenso wie das dortige Rote Kreuz. Ihnen hatte man weisgemacht, dass der Feldversuch ein Projekt zur Wasserreinigung sei. Dass es in Wirklichkeit um einen Versuch an Menschen ging, mit Chlordioxid in einer hohen Dosis, darüber kein Wort.
Selbst Schwangeren und Kindern wurde die Chemikalie verabreicht. Gerade unterernährte Kinder können von dieser Dosis schlimme Durchfälle bekommen. Das kann sogar tödlich enden – erklärt uns Malaria-Experte Prof. Pietsch.
Prof. Michael Pietsch
Abteilung für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Mainz

„Ich erschrecke, weil ich davon ausgehe, dass den Kindern ja nicht wirklich geholfen wird, sondern, dass sie noch geschädigt werden. Und diese Kinder leben ja schon unter schwierigen Bedingungen und haben ja auch durch ihre Unterernährung eine ganz, ganz problematische Situation, gesundheitlich. Was da gemacht wird, ist Scharlatanerie und es ist im höchsten Maße unethisch.“
Er hatte das Ganze mit organisiert – der Belgier Klaas Proesmans. Er distanziert sich inzwischen von diesem Werbevideo, es erzähle nicht die ganze Wahrheit. Vor allem widerspricht er der Behauptung, 154 Malariakranke seien durch MMS geheilt worden. Dazu schreibt er uns:
„Es gibt keinen Beleg, dass die Menschen geheilt waren. Sie haben nur keine Symptome an diesem einen Tag gezeigt. Weitere Untersuchungen wären nötig gewesen.“
Doch die habe es vor Ort nicht gegeben. In dem Video behauptet MMS-Verfechter Leo Koehof, ein Arzt hätte die Heilungen sogar bestätigt. Dazu Proesmans:
„Es war nie ein Arzt an diesem Versuch beteiligt.“
Leo Koehof unternahm sogar noch einen weiteren Feldversuch an 200 Waisenkindern in der Region. Ohne die Behörden darüber zu informieren.
Skrupellos, was die Gesundheit von Kindern angeht, sind auch diese beiden MMS-Vertreter: Ihre Behauptung: Mit MMS könne man Autismus heilen. Sie empfehlen Eltern, ihre autistischen Kinder mit Chlordioxid-Einläufen zu behandeln. Denn Autismus sei angeblich durch Würmer und Parasiten verursacht. Doch, was sie als Würmer ausgeben, sind keine - es ist vor allem abgelöste Darmschleimhaut. Das bestätigen uns etliche Experten.
Dr. Andreas Stürer
Giftinformationszentrum Mainz 

„Es kommt einfach zu einer Schädigung, von einer Reizung bis Verätzung der Darmschleimhaut und das führt dann unter anderem zu einer chronischen Entzündungsreaktion. Das kann man im Prinzip als Misshandlung des Kindes bezeichnen.“
Aber die Warnung wird ignoriert. In der geschlossenen Facebookgruppe bestärken sich weiterhin Hunderte Eltern, die Einläufe zu machen. In der Recherche stoßen wir auf dieses Video von Eltern, die im Stuhlgang ihres Sohnes nach angeblichen Würmern fischen. Der Vater berichtet vor einer Woche über seinen Sohn:
„Er ist weinerlicher als zuvor und empfindlicher, wahrscheinlich die Parasiten...“
Wir finden ein Foto des 8jährigen mit seiner Mutter. Und beschließen die Eltern zu besuchen. Wir wollen erfahren, warum sie ihrem Kind das antun. Sie bitten uns herein. Aber sie wollen nicht erkannt werden. Die Eltern erzählen uns von der Schockdiagnose Autismus, ihr Sohn habe viel geschrien, keine Ruhe gegeben. Da hörten sie vom Heilversprechen durch MMS, von den Einläufen und Würmern.
Der Vater sagt:
„Ein ganz normaler Arzt würde niemals erkennen, ob ein kleiner Junge Parasiten hat.“
Auf die Frage, ob er die angeblichen Würmer zur Untersuchung mal in ein Labor gegeben habe:
„Da drüber möchte ich nichts sagen.“
KONTRASTE
„Was da rauskommt, ist halt kein Parasit, das ist Darmschleimhaut. Das sind Schäden am Darm. Die Langzeitschäden muss man doch als Eltern mit bedenken...“ Vater
„Wir nehmen das in Kauf. Wenn Sie sagen, dass es Langzeitschäden sind, dann sagen Sie das.“ 
KONTRASTE
„Aber jetzt haben Sie ja auch selber im Facebook geschrieben, er ist weinerlicher, er ist gereizter seit den Einläufen.“ 
Vater
„Ja, die erste Zeit klar.“ 
KONTRASTE
„Aber normalerweise ist es ein Zeichen, dass es einem Kind nicht gut geht?“ 
Vater
„Wenn wir heutzutage keinen Glauben hätten … ich muss doch an irgendwas glauben.“ 
KONTRASTE
„Aber haben Sie den Einlauf auch selber gemacht?“ 
Vater
„Bei mir selbst, noch nicht - nein.“
Sie beenden das Gespräch, und wollen nicht wahrhaben, dass sie ihrem Kind schaden.
Wir erfahren, dass in mehreren Fällen bereits Jugendämter eingeschaltet wurden – wie dieses in Monheim. Hier wurde sofort reagiert.
Annette Berg
Jugendamt Monheim 

„Vor kurzem haben wir den Hinweis bekommen, dass Eltern hier in unserem Zuständigkeitsbereich ihren drei Kleinkindern MMS verabreichen. Wir haben ganz klar entschieden, dass dieses Mittel a) gesundheitsgefährdend ist und die Gabe an Kinder eine Kindeswohlgefährdung darstellt und dementsprechend sind wir dann auch vorgegangen. Und das haben wir genauso gewertet wie eine Misshandlung, eine Missbrauchssituation und sind entsprechend auch den Eltern begegnet.“
Für die Kinder wurde ein langfristiges Schutzkonzept aufgestellt, regelmäßige Untersuchungen beim Kinderarzt sind Pflicht. Und die Ergebnisse werden vom Jugendamt überprüft.
Der Behörde war MMS vorher völlig unbekannt, sie fing mit der Recherche bei Null an. Und wie wir feststellen müssen, geht es auch anderen Aufsichtsämtern bei MMS so - es gibt keinerlei Vernetzung untereinander und keine zentrale Zuständigkeit.
Das macht es den MMS-Quacksalbern leicht, ihr skrupelloses Geschäft mit der Hoffnung weiter zu betreiben.
Was man braucht, wäre eine zentrale Stelle, die sich um das gefährliche Treiben kümmert. Das Bundesgesundheits- ministerium allerdings stiehlt sich aus der Verantwortung: Als wir nachfragten, bekamen wir nur die schnöde Antwort: Das sei Sache der Länderbehörden. So ist das also im Föderalismus.

Beitrag von Caroline Walter und Christoph Rosenthal

Dienstag, 17. Juni 2014

Ägypten: Malaria in Edfu

http://www.fit-for-travel.de/news/aegypten-malaria-in-edfu.thtml

Ägypten: Malaria in Edfu

Edfu Ägypten TempelanlageEdfu ist durch seine bekannte Tempelanlage ein attraktives TouristenzielBereits Ende Mai gab das ägyptische Gesundheitsministerium bekannt, dass vereinzelte Malariaerkrankungen in Assuan aufgetreten sind. Das Gouvernement mit der gleichnamigen Hauptstadt liegt am östlichen Nil-Ufer und wird aufgrund seiner Sehenswürdigkeiten gerne von Touristen besucht. Das Freilichtmuseum mit dem unvollendeten Obelisken im südlichen Teil der Stadt, sowie die Steinbrüche die seit 1979 auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO stehen, bilden beliebte Touristenziele.
Malaria in Edfu
Die  Malaria-Kranken stammen bislang alle aus der oberägyptischen Großstadt Edfu (Al-Adwa), etwa 100 km nördlich der Stadt Assuan. Seit Mai werden aus der Region Malaria-Fälle registriert, die alle in Krankenhäusern stationär behandelt werden. Die Erkrankten sind Einheimische, die weder gereist noch aus dem Sudan immigriert sind. Diese Tatsachen deuten auf ein regionales Vorkommen der Malaria in Edfu hin.

Beim letzten größeren Malaria-Ausbruch erkrankten rund 1 Mio. Menschen
Im Jahr 2012 wurden durch die WHO (Weltgesundheitsorganisation) zuletzt 179 Malaria-Fälle in Ägypten registriert. Dabei war es nicht klar, ob die Erkrankungen im Land erworben wurden oder im Ausland. Untersuchungen aus dem Jahr 2009 berichten jedoch von einem Vorkommen der Malaria im Gouvernement al-Fayyūm, da in der Oase Erkrankungsfälle registriert wurden. Der letzte größere Malaria-Ausbruch in Ägypten ereignete sich in den 40iger Jahren (1992-44). Damals erkrankten rund eine Million Menschen und 200.000 starben.
Mückenschutzmaßnahmen sind ausreichend
Bislang wird aufgrund des regional beschränkten und sehr geringen Malariarisikos für Ägypten keine medikamentöse Malariaprophylaxe empfohlen. Die Weiterentwicklung der Situation vor Ort wird durch das ägyptische Gesundheitsministerium und Mitarbeiter der WHO aufmerksam verfolgt. Für Reisende nach Ägypten sind bis auf Weiteres gute Mückenschutzmaßnahmen Tag und Nacht empfohlen. Durch die Verwendung von Haut bedeckender Kleidung, Mückennetzen, Mückenabweisenden Lotionen, Sprays oder auch von Hochfrequenz-Schall-Geräten kann die Zahl der Mückensticheund somit das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern deutlich reduziert werden.

Donnerstag, 5. Juni 2014

DFB warnt vor Deguefieber in Brasilien

http://www.spox.com/de/sport/fussball/wm/wm2014/1406/News/denguefieber-brasilien-stuetzpunkt-deutschland-portugal-virusinfektion-dfb-internist-tim-meyer.html

WM-Stützpunkt Portugals betroffen

DFB warnt vor Deguefieber in Brasilien

Den ersten großen Dengue-Fieber-Alarm in Brasilien hat es gerade erst gegeben - und das in Campinas, dem WM-Stützpunkt von Deutschlands Gruppengegner Portugal. DFB-Internist Tim Meyer hat alle möglichen Vorbereitungen für die WM getroffen. Jedes Risiko ausschließen kann er jedoch nicht.

DFB-Internist Tim Meyer beschäftigt sich mit der medizinischen Situation in Brasilien
© getty
DFB-Internist Tim Meyer beschäftigt sich mit der medizinischen Situation in Brasilien
Drei Todesfälle wurden gemeldet, dazu über 32.000 Erkrankungen durch die Virusinfektion. Von einer Rekordepidemie ist die Rede. Nachrichten, die auch DFB-Internist Tim Meyer vor dem Abflug der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Samstag zur WM (12. Juni bis 13. Juli) aufmerksam verfolgt.
Seit Monaten schon beschäftigt sich der Mediziner intensiv mit den auch aus medizinischer Sicht besonderen Umständen in Brasilien. Alle möglichen Vorkehrungen wurden getroffen, Meyer spricht vom "vorbereitungsintensivsten" Turnier überhaupt.
Mehr als 60 Medikamente hat der DFB für die WM angemeldet, das Trinkwasser vor Ort wird auf seine Reinheit getestet, die Reisetipps sind auf zehn Seiten zusammengefasst.

Riskio vorhanden

Doch bei aller Akribie. Das Risiko für die DFB-Stars um Kapitän Philipp Lahm lasse sich "nicht auf null" senken. Neben Malaria und Gelbfieber gebe es an übertragbaren Krankheiten "vor allem das Denguefieber und Hepatitis A.
Gegen Gelbfieber und Hepatitis kann geimpft werden, gegen Malaria und Denguefieber nicht", sagt Meyer: "Die Gefahr, an unserem Standort an Malaria zu erkranken, erachte ich als außerordentlich gering. Denguefieber allerdings ist schon ein Thema."
Dies wird von Mücken übertragen, "und da es ein Virus ist, gibt es auch keine Medikamente dagegen. Das bedeutet, man muss den Stich der Mücke verhindern." Dies gehe am besten über Kleidung, Spray oder das Aufhalten in geschützten Räumen.

Touristen sind sorgloser als wir

Im Quartier Campo Bahia in Santo Andre werde man darauf achten, so Meyer, "dass auf dem Gelände keine Brutstätten entstehen oder möglichst wenige". In Campinas war nach Ausbruch der Epidemie umgehend eine umfassende Mückenvernichtungsaktion angeordnet worden.
Meyer will die Geschichte aber auch "nicht dramatisieren. Die allerwenigsten Brasilien-Touristen bekommen Denguefieber, und viele von denen sind wahrscheinlich sorgloser als wir."
Doch Meyer will nicht nur Krankheiten vermeiden, er will auch dafür sorgen, dass die Fußballer bestens vorbereitet sind für den Kampf um den vierten WM-Titel. Die Fitness sei dafür generell die "wesentliche Voraussetzung", betonte der 46-Jährige, in Südamerika komme ihr aber eine noch wesentlichere Bedeutung zu, "um die klimatischen Bedingungen gut auszuhalten".

Kleiner Vorteil für Südamerikaner

Dass Südamerikaner auf die Bedingungen in Brasilien besser vorbereitet sind, sei kein Klischee, erklärte der Professor für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes. Dass viele Südamerikaner bei Vereinen in Europa spielen, mache den Vorteil aber "sicher kleiner".
Wichtig sei es für die Sportler in jedem Fall, drei bis vier Liter am Tag zu trinken, weil der Körper seine Temperatur über das Schwitzen regele. Die Akklimatisierung sei ein Thema, "aber schon nach einer Woche hat man ein großes Maß an Akklimatisierung erreicht".
Zudem sei es "eine gute Idee" von Bundestrainer Joachim Löw, zu den Spielzeiten in Brasilien trainieren zu lassen. Um sich besser auf den Zeitunterschied von fünf Stunden einzustellen, empfehle es sich am Tag vor der Anreise spät ins Bett zu gehen: "So kann man schon mal ein bis zwei Stunden vorab aufholen."
Froh ist Meyer derweil, dass die DFB-Elf nicht in Manaus im Regenwald spielen muss. Dies sei nämlich sehr belastend: "Die Spielorte an der See sind schon etwas angenehmer."

Montag, 2. Juni 2014

Gesundheit - Ägypten: Malaria-Ausbruch in Oberägypten alarmiert die Behörden

http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1584608

Gesundheit - Ägypten: Malaria-Ausbruch in Oberägypten alarmiert die Behörden

Kairo (dpa) - In Oberägypten ist Medienberichten zufolge die Malaria ausgebrochen. Wie das Nachrichtenportal «Al-Ahram» berichtete, wurden bislang in der Provinz Assuan 14 Infektionsfälle bestätigt. Bei 14 weiteren Menschen gebe es den Verdacht, dass sie die von Stechmücken übertragene Krankheit ebenfalls haben. Alle Infizierten stammen den Angaben nach aus der Ortschaft Al-Adwa nahe der Stadt Edfu am Nil. Gesundheitsteams seien vor Ort. Insektizide würden eingesetzt. Ägypten galt viele Jahre als malariafrei.
erschienen am 31.05.2014 um 16:54 Uhr