Samstag, 30. Mai 2015

Spirit of Health Kongress 2015 in Kassel Trotz Hindernissen ein voller Erfolg

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Spirit of Health Kongress 2015 in Kassel

Trotz Hindernissen ein voller Erfolg

Schon im Vorfeld hatte man in der Presse gegen den von Leo Koehof zum zweiten Mal organisierten „Spirit of Health Kongress“ in Kassel ziemlich miese Stimmung gemacht. Der Verein „Deutscher Konsumentenbund e. V.“ mit Sitz in Kassel hatte sich auf die Fahne geschrieben, die Verbraucher vor diesen angeblichen Quacksalbern zu schützen. Wie er gegenüber der Hessischen Niedersächsischen Allgemeinen“ berichtete, hatte er den Ticket-Dienstleister Xing Events „auf die fragwürdigen Hintergründe der Veranstaltung im Kongress-Palais hingewiesen“. Der Xing-Events-Vorstandschef Dr. Cai-Nicolas Ziegler hätte daraufhin mitgeteilt, mit den Veranstaltern des Kongresses in Zukunft keine Geschäfte mehr zu machen. Was den Kasseler Kongress anbelange, könne er sich seiner rechtlichen Verpflichtung jedoch nicht mehr entziehen. Darüber hinaus hatte der Konsumentenbund die Organisatoren der Messe wegen irreführender Werbung mit gekauften Doktortiteln abgemahnt. Schließlich organisierte der Verein eine Gegenveranstaltung mit Informationen, Aktionen, Veranstaltungen und Beratung. 

Das Magazin „Der Spiegel“ sowie die „Hessische Niedersächsische Allgemeine“ (HNA) hatten ebenfalls im Vorfeld ihre kritische Haltung gegenüber den angeblichen Scharlatanen auf dem „Spirit of Health Kongress“ kundgetan. Die Warner haben wohl auch die Lokalpolitik erreicht. So stand in der HNA: „Verantwortliche der Stadt sehen das mit gemischten Gefühlen, scheuen aber vor einer Kündigung des stadteigenen Kongress-Palais zurück, weil vertragsrechtliche Klagen befürchtet werden.“ Diese Klagen wären teuer geworden, sodass man offensichtlich als einzige Möglichkeit, auf den Druck von Medien und Lobbyisten zu reagieren, das Ordnungsamt sah. 

So suchte man nach der Nadel im Heuhaufen und fand sie: Die Veranstaltung war nicht als Messe angemeldet, was im Jahr vorher und auf vielen mir bekannten Kongressen noch nie jemanden interessiert hatte. Aber nun erhielten alle Aussteller, so auch der Ehlers Verlag, der Medienpartner der Messe war, am Nachmittag vor dem Start eine Mitteilung vom Ordnungsamt: Es dürfe auf der Veranstaltung nicht verkauft, sondern nur beraten werden. Die Aussteller fanden aber kreative Mittel und Wege, ihren Auftritt auf diesem Kongress erfolgreich zu gestalten. 

Für die Zukunft haben der Ehlers Verlag und seine Schwesterfirma „naturwissen“ schon vorgebaut und für jeweils 100 Euro einen Reisegewerbeschein beantragt, mit dem man immer und überall verkaufen darf. Die Messeveranstalter wissen jetzt ebenfalls Bescheid und werden diesen Formfehler sicherlich kein zweites Mal begehen. 

Glücklicherweise konnten die Kampagnen nicht verhindern, dass der Kongress mit 800 Teilnehmern sehr gut besucht und die Stimmung bestens war. Der Vorfall mit dem Ordnungsamt schweißte die Teilnehmer und Aussteller nur noch mehr zusammen, es entstanden tolle Kontakte und Vernetzungen. Die Ordnungshüter waren auch am Samstag vor Ort und beobachteten das Treiben, es wurden aber keine weiteren Maßnahmen vorgenommen. Ob wir noch Post von diesen Herren bekommen, bleibt allerdings abzuwarten. 

Der Infostand vom Konsumentenbund wirkte dagegen etwas verloren. Für ihn schien sich auf gut bairisch keine Sau zu interessieren. An ihm war ein Schild mit der Aufschrift postiert: „Heilen? Nein Danke!“ Auf eine freundliche Nachfrage hin wussten die Protestler gar nicht so genau, gegen was sie konkret waren. Sie wussten nur, dass die Messe ganz schlimm sei und man das alles bekämpfen müsse. Am Sonntag war ein anderes Schild zu lesen: „Was der Spirit verspricht z. B. (MMS) ist ätzend aber ohne Wirkung sonst.“ Das mit dem Satzbau sollte auch noch geübt werden.
Abschließend bleibt zu sagen, dass dieser Kongress ein voller Erfolg war. Es waren viele tolle, interessante Menschen vor Ort, mit denen man wunderbare neue Erkenntnisse und Informationen austauschen konnte.
Aufgrund der teilweise unseriösen Presseberichte im Vorfeld hatten die Veranstalter davon abgesehen, die lokale Presse zuzulassen, was man nur allzu gut verstehen kann. Zugelassen wurde nur der Fernsehsender Arte, der für seine objektive Berichterstattung bekannt ist. 

Was ich persönlich nicht verstehe, ist, dass die Paracelsusmesse in Wiesbaden mittlerweile seit über 20 Jahren stattfindet und dort ähnliche bzw. die gleichen Aussteller und Vortragenden zu finden sind. Im Gegensatz zu „Spirit of Health“ sind die Pressestimmen dort immer positiv.
Ich freue mich bereits auf den nächsten Kongress, der zwar voraussichtlich nicht in Kassel stattfinden wird, aber sicherlich in einer anderen schönen Stadt in diesem Land, z. B. in Wiesbaden.
Andrea Ehlers

In unserem Artikel-Archiv finden Sie ein Interview mit dem Veranstalter des Spirit of Health Kongress Leo Koehof sowie ein Interview mit dem Referenten Andreas Kalcker

Donnerstag, 28. Mai 2015

Der Klimawandel ist in Deutschland angekommen

http://www.energiezukunft.eu/klimawandel/der-klimawandel-ist-in-deutschland-angekommen-gn103237/

Energie Zukunft

Der Klimawandel ist in Deutschland angekommen

Wetterextreme wie Trockenheit nehmen auch hierzulande zu, wie im Mai 2007 als das Flussbett der Elbe in Dresden zum Teil ausgetrocknet war. (Foto: Marco Barnebeck (Telemarco)  / pixelio.de)


Die Folgen des Klimawandels sind in Deutschland deutlich spürbar. Das ist das Ergebnis des ersten Monitoringberichts der Bundesregierung zu Klimawirkungen und Anpassung. Die Folgen: Steigende Temperaturen, feuchtere Winter, häufigere Wetterextreme.
27.05.2015 – Betroffen vom Klimawandel und den Folgen sind hierzulange u.a. die Energieversorgung, die Landwirtschaft und die Gesundheitsvorsorge. Das berichtet das Umweltbundesamt (UBA), das nunden „Monitoringbericht 2015 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ veröffentlicht hat.



 Auf über 250 Seiten wird darin aufgezeigt, welche Veränderungen sich durch den Klimawandel bereits heute schon beobachten lassen und welche Gegenmaßnahmen helfen. Die Ergebnisse sollen auch die Bundesländer und Kommunen unterstützen, die Folgen des Klimawandels zu bewältigen.
Dazu haben die Experten aus Deutschlands oberster Umweltbehörde Daten aus 15 verschiedenen Gesellschaftsbereichen mit gut hundert Indikatoren ausgewertet. Dabei stellten sie fest, dass die Anzahl der sogenannten „Heißen Tage“ pro Jahr mit über 30 Grad Celsius von drei auf acht gestiegen ist und länger andauernde Hitzeperioden sich vielfältig auf unser Leben auswirken. So mussten zum Beispiel im sehr warmen Sommer 2003 über 30 Kernkraftwerke europaweit ihre Stromproduktion drosseln, weil durch große Trockenheit nicht genügend Kühlwasser zur Verfügung stand. Steigende Temperaturen und Hitzewellen führen auch zu steigenden Gesundheitsrisiken. Besonders alte und schwache Menschen werden durch Hitze stark belastet. Hitzeperioden führen immer wieder zum Tod vieler Menschen. Bei der großen Hitzewelle im Jahr 2003 starben in Europa über 30.000 Menschen. 
Tigermücke überträgt Malaria und Dengue-Fieber
In Teilen Süddeutschlands konnte bereits die Ausbreitung neuer wärmeliebender Insekten beobachtet werden. Dazu zählt auch die Tigermücke im Oberrheingebiet, die Krankheiten wie Dengue-Fieber oder Malaria übertragen kann. Der Landwirtschaft machen Wetterextreme wie starke Trockenheit, zunehmende Stürme, Starkregen und Hagel zu schaffen, die zu Qualitätsschwankungen und Ertragseinbußen führen.
Der Klimawandel lässt sich allerdings nicht nur an Wetterextremen ablesen, sondern auch an der Zusammensetzung von Vogelgemeinschaften, der Struktur des Waldes oder dem Säuregehalt von Rieslingtrauben. Die Bodenerosion nimmt zu, ebenso wie die Anzahl invasiver Arten, die in unserer Natur ursprünglich nicht heimisch sind.
UBA-Präsidentin Maria Krautzberger zeigt sich besorgt und fordert schnelles Handeln. Denn Katastrophenschutz sei das letzte Mittel, die Staaten der Erde müssten endlich die Erderwärmung begrenzen. „Wir brauchen beides, Klimaschutz und Anpassung. Es gibt da kein Entweder-Oder“, sagte sie der Süddeutschen Zeitung. „Wenn man glaubwürdig Klimapolitik betreiben will, ist der Ausstieg aus der Kohle perspektivisch unverzichtbar.“ cw
 

Netze, Sprays und Lampen: Was gegen Mücken hilft

http://www.freiepresse.de/RATGEBER/GESUNDHEIT/Netze-Sprays-und-Lampen-Was-gegen-Muecken-hilft-artikel9204858.php



Netze, Sprays und Lampen: Was gegen Mücken hilft

München (dpa/tmn) - Wenn es wärmer wird, sitzen abends viele gemütlich draußen. Aber dann geht das Summen und Surren los - die Stechmücken kommen. Auch die Flucht nach drinnen macht es oft nicht besser. Was hilft gegen die Quälgeister?
Ganz schön fies: Mückenstiche können stark anschwellen und ziemlich jucken. Da hilft kühlen und im Fall des Falles auch ein Antihistaminikum.
( Da hilft aber auch Einsprühen mit Chlordioxidwasser! W.Storch)
Kleidung: Manche Mücken lieben Dunkelblau und Schwarz - aber nicht alle. «Man sollte hellere, hautbedeckende Kleidung tragen», sagt Prof. Thomas Löscher vom Berufsverband Deutscher Internisten. Am besten wählt man keine eng anliegende Kleidung: Zum einen, weil die Mücken dann durch den Stoff ins Leere stechen. Zum anderen, weil Mücken bei weiterer Kleidung nicht so sehr von den Duftstoffen angelockt werden.
Repellents: Insektenabwehrmittel gibt es etwa in Form von Sprays, Lotionen oder Cremes, die vor allem auf die unbedeckte Haut aufgetragen werden. «Produkte mit den Wirkstoffen DEET oder Icaridin sind wirksamer als Mittel mit ätherischen Ölen wie Zitrus oder Eukalyptus», sagt Löscher. Sie wehren Mücken durch ihren Duft ab. Einen guten Schutz bieten Mittel, die etwa 30 Prozent DEET enthalten. Sie halten vier bis fünf Stunden, danach sollte man sie erneuern. Laut Löscher können sie 90 bis 95 Prozent der Mückenstiche verhindern.
Netze: Eine sehr effektive Maßnahme gegen Mücken sind Netze. Es gibt zum Beispiel Moskitonetze für das Bett oder Mückengitter für Fenster. Besonders gut schützen Netze die mit Insektiziden wie Pyrethroiden imprägniert sind. Diese kommen vor allem in Gebieten zum Einsatz, in denen die Malaria oder das Dengue-Fieber übertragen werden. Auf die Kleidung aufgetragen hält das Insektizid acht bis zehn Wochen, sofern man sie nicht wäscht. Es wirkt auch gegen Zecken.
Elektrische Insektenvernichter: Auf UV-Strahler und ähnliche Insektenvernichtungsgeräte sollte man verzichten, empfiehlt Löscher. Deren Wirksamkeit sei ohnehin begrenzt und außerdem sollte man die Mückenpopulation hierzulande nicht reduzieren. Denn biologisch gesehen haben die lästigen Quälgeister ja durchaus ihren Sinn - ihre Eier und Larven sind zum Beispiel ein wichtiges Glied in der Nahrungskette.
Und wenn alle Maßnahmen nichts gebracht haben und man gestochen wurde? Dann sollte man kühlen, empfiehlt der Berufsverband der Deutschen Dermatologen. Wer häufig gestochen wurde oder stark reagiert, kann auch ein Antihistaminikum einnehmen.

Sonntag, 17. Mai 2015

Selbstmedikation: Kluger Doktor Schimpanse

http://derstandard.at/2000015864992/Selbstmedikation-Kluger-Doktor-Schimpanse

Selbstmedikation: Kluger Doktor Schimpanse
JULIETTE IRMER
16. Mai 2015, 10:00
Wenn sich Schimpansen nicht wohl fühlen, kurieren sie sich mit Heilpflanzen. Die Frage ist, ob das auch für den Menschen interessant sein könnte
An einem frühen Morgen im Regenwald Ugandas: Yogi, ein Schimpansenmännchen, entfernt sich von seiner Gruppe und sucht gezielt einen bestimmten Strauch auf. Vorsichtig zupft er mit den Lippen eines der haarigen Blätter ab, faltet es mit seiner Zunge und schluckt es, unzerkaut, mit Mühe herunter. Bis zu 30 Blätter würgt Yogi herunter. Einige Stunden später scheidet er einen Klumpen Blätter mitsamt Darmwürmern aus.
Die Tierärztin Sabrina Krief vom staatlichen Naturkundemuseum in Paris hat solche Szenen wiederholt beobachtet: Seit 15 Jahren erforscht sie die Heilkünste der Schimpansen im ugandischen Nationalpark Kibale. "Es ist die erste wissenschaftliche Beobachtung von Schimpansen, die durchgeführt wird, um Medikamente für den Menschen zu finden", sagt Krief.
Die Arbeit ist nicht einfach. Es braucht viel Erfahrung, um zu unterscheiden, ob ein Schimpanse frisst, weil er hungrig ist, oder ob er etwas frisst, weil er krank ist. Krief und ihre Kollegen haben monatelang alle Futterpflanzen fotografiert, gesammelt und in Herbarien angelegt, um die Arten zu bestimmen. Das Forscherteam identifizierte 300 Pflanzenteile, die zum Nahrungsrepertoire der 50 Schimpansen gehören, die sie beobachten.
Pflanzen gegen Würmer und Malaria
Die Forscher protokollieren das Fressverhalten krank wirkender Tiere, sammeln deren Urin und Kot ein, um die Ausscheidungen auf Parasiten zu testen und gleichen die Daten ab. So leiden Schimpansen, aber auch Bonobos und Gorillas, die wie Yogi haarige "Blattpillen" schlucken, immer an Würmern. Die rauen, unzerkauten Blätter wirken mechanisch: Sie regen die Darmtätigkeit stark an, so dass die Würmer leichter ausgeschieden werden.
Auch an Malaria erkrankte Schimpansen wissen sich zu helfen: Sie fressen dann die extrem bitteren Blätter des Baumes Trichilia rubescens. "Wir haben die chemische Struktur der Moleküle bestimmt und sie wirken ähnlich wie Chloroquine – ein gängiges Malariamittel des Menschen", sagt Krief. Anders als der Mensch verlassen sich Schimpansen aber nicht nur auf eine Substanz: "Sie nutzen acht weitere Pflanzenarten, deren Extrakte alle gegen den Malariaerreger aktiv sind."
Die Substanzen unterscheiden sich in ihrer chemischen Struktur und ihrer Wirkweise. Das macht es den Malariaerregern schwer, Resistenzen zu entwickeln – ein häufiges Problem der Malariabekämpfung beim Menschen.
Gesunde Instinkte
Einer der Pioniere der Selbstmedikation ist Michael Huffmann von der Universität Kyoto. Schon vor 30 Jahren beobachtete er Schimpansen, die bei Wurmbefall das bittere Mark der Pflanze Vernonia amygdalina aussaugten. Laboruntersuchungen ergaben, dass sie antibakteriell und antiparasitär wirkende Substanzen enthält und in ganz Afrika auch von Menschen genutzt wird.
"Evolutionsbiologisch betrachtet, ist die Erhaltung der Gesundheit überlebenswichtig. Es ist zu erwarten, dass alle heute lebenden Tiere Mechanismen entwickelt haben, sich gegen Parasiten zu schützen", sagt Huffmann. Tatsächlich betreiben sehr viel mehr Tierarten Selbstmedikation als zu Beginn gedacht: Manche Vögel reiben sich Ameisen ins Gefieder, weil Ameisensäure Läuse und Milben vertreibt. Die gleiche Wirkung hat Nikotin. Weswegen Spatzen gerne Zigarettenstummel in ihre Nester legen.
Auch Hunde und Katzen wissen sich bei Verdauungsproblemen zu helfen und fressen Gras. Und selbst Insekten verteidigen sich – manche beugen sogar vor und schützen ihre Nachkommen: Bei drohendem Parasitenbefall legt der Monarchfalter seine Eier auf Seidenpflanzen, deren Inhaltsstoffe Parasiten abschrecken. Und Taufliegen legen ihre Eier in vergorene Früchte, deren hoher Alkoholgehalt räuberische Wespen fernhält.
Natürliche Selektion
Doch woher wissen Schimpansen welche Pflanzen bei Durchfall helfen, woher wissen Spatzen, dass Zigarettenstummel Milben vertreiben und Taufliegen, dass Wespen keinen Alkohol mögen? "Ob sich Schimpansen bewusst behandeln, wissen wir nicht", sagt Krief. Ihr Verhalten – und auch das der Tiere, die mit weniger Intelligenz gesegnet sind – lässt sich auch mithilfe der natürlichen Selektion erklären: Durch Zufall (Mutation) hat Yogi eine veränderte Genvariante, die ihn "neugierig" auf neue Nahrung macht. Er frisst die Blätter des Baumes X, die von seinen Artgenossen gemieden werden. Er ist dadurch gesünder und lebt länger als die anderen Schimpansen.
Entsprechend mehr Nachkommen – mit der gleichen Genvariante – zeugt er, die ebenfalls eine Vorliebe für diese Blätter haben. So lassen sich auch die Zigarettenstummel und die vergorenen Früchte erklären.
Lernen von und bei Affen
Bei Affen spielt auch das Lernen eine Rolle: Yogi könnte sich an die wohltuende Wirkung des Baumes X erinnern und ihn bei Bauchgrummeln erneut aufsuchen. Da Primaten viel voneinander lernen, vor allem Jungtiere von der Mutter, verbreitet sich das Verhalten in der Gruppe – auch von Generation zu Generation. Krief ist überzeugt, dass auch wir von den Heilkünsten der Schimpansen lernen können.
Die Tierärztin hat in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit der ugandischen Universität, der Behörde zur Erhaltung der Flora und Fauna sowie dem CNRS (Centre national de la recherche scientifique) über 1.000 Pflanzenextrakte analysiert. Dabei konnten 20 pharmakologisch wirksame Substanzen identifiziert werden.
Nur ein Bruchteil der Pflanzen erforscht
Ob daraus Medikamente entstehen, wird man erst in einigen Jahren wissen – die Entwicklung ist mit aufwändigen Tests verbunden und entsprechend langwierig. Tatsächlich werden neue Wirkstoffe dringend benötigt.
Gegen viele Volkskrankheiten – Arteriosklerose, bestimmte Krebsformen, rheumatische und allergische Erkrankungen – gibt es nach wie vor keine wirksamen, weil heilenden Arzneien. "Etwa 30 bis 40 Prozent aller Medikamente gehen auf Pflanzenverbindungen zurück", schätzt Peter Proksch vom Institut für Pharmazeutische Biologie und Biotechnologie der Universität Düsseldorf.
Dabei sind von den weltweit bekannten 300.000 Pflanzenarten gerade einmal zehn bis 20 Prozent biologisch und chemisch vollständig erforscht. Heilpflanzen, mit denen Tiere zum Teil schon seit Jahrmillionen experimentieren, könnten sich hier als eine Art Wegweiser entpuppen – vorausgesetzt, der Mensch überlässt den Affen die Regenwälder mit ihrer teilweise noch unerforschten Pflanzenvielfalt. (Juliette Irmer, 16.5.2015)
Ausstellungstipp:
Die Ausstellung "Sur la piste des grands singes" (Auf der Spur der Großaffen) im Naturkundemuseum in Paris läuft noch bis März 2016.
Originalstudien zum Thema:

Wenn Affen sich schlecht fühlen, liegt es oft daran, dass ihnen Parasiten im Darm zu schaffen machen. Dieser Schimpanse weiß, welche Blätter er essen muss, damit er die Würmer los wird.



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foto: science photo library/picturedesk
Wenn Affen sich schlecht fühlen, liegt es oft daran, dass ihnen Parasiten im Darm zu schaffen machen. Dieser Schimpanse weiß, welche Blätter er essen muss, damit er die Würmer los wird.


Primaten lernen viel voneinander, vor allem Jungtiere von der Mutter. Auf diese Weise verbreitet sich das Verhalten in der Gruppe – von Generation zu Generation.

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foto: apa/epa/daniel irungu
Primaten lernen viel voneinander, vor allem Jungtiere von der Mutter. Auf diese Weise verbreitet sich das Verhalten in der Gruppe – von Generation zu Generation.
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foto: ap/martin meissner
Ob die Selbstmedikation auch Teil des "Lernens am Modell" ist, konnten Wissenschaftler noch nicht klären.

Dienstag, 12. Mai 2015

Experten fordern 10 Milliarden Dollar gegen Armutskrankheiten--Welche Experten sind das?

http://www.swissinfo.ch/ger/experten-fordern-10-milliarden-dollar-gegen-armutskrankheiten/41426018

Welche Experten sind das?


Experten fordern 10 Milliarden Dollar gegen Armutskrankheiten




2. MAI 2015 - 12:12
Internationale Experten fordern einen Fonds über 10 Milliarden Dollar, um Medikamente und Impfstoffe gegen Krankheiten der Armut zu entwickeln. Marktgetriebene Forschung und Entwicklung haben ihrer Meinung nach versagt.
Die Ebola-Krise in Westafrika zeige das Unvermögen der westlichen Welt, rasch auf Epidemien und Gesundheitskrisen zu reagieren. Dies schreiben Gesundheitsexperten aus Universitäten, Industrie und NGOs in einem Essay, der am Dienstag in der Zeitschrift "PLOS Medicine" veröffentlicht wurde.
Der Beitrag richtet sich insbesondere an die Teilnehmer des G7-Gipfels im Juni in Deutschland und an die Delegierten der sechsten Weltgesundheitsversammlung Ende Mai in Genf, wie das beteiligte Schweizer Tropen- und Public Health Institut (Swiss TPH) am Dienstag mitteilte.
Als Probleme nennen die Experten Resistenzen von Erregern gegen Wirkstoffe sowie ein Manko bei der Medikamentenforschung gegen vernachlässigte oder neu auftretende Infektionskrankheiten. Epidemien wie der jüngste Ebola-Ausbruch in Westafrika könnten sich so plötzlich zu einer globalen Bedrohung ausweiten.
Fonds über 10 Milliarden Dollar
Diese Krankheiten und Epidemien versprächen der Industrie wenig Profit und seien schwer planbar, betonte Swiss TPH-Direktor und Mitautor Marcel Tanner in der Mitteilung. Somit gebe es ein Innovationsdefizit, weshalb es neue Formen der globalen Finanzierung und Koordination brauche.
Die Autoren fordern einen globalen und multilateralen Finanzierungsfonds über 10 Milliarden Dollar. Er soll der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angegliedert und von den Regierungen finanziell unterstützt und überwacht werden. Damit sollen Lücken in der Medikamenten-Pipeline geortet und neue Forschungsprojekte initiiert werden.
An diesen würden Partner aus der Industrie, der Wissenschaft, gemeinnützigen Organisationen und Regierungen verschiedenster Länder zusammenarbeiten. Der Fonds könne sich an bestehenden Initiativen wie der "Drugs for Neglected Disease Initiative" (DNDi) oder dem "Medicines for Malaria Venture" (MMV) orientieren.
Geht es nach den Experten, soll der neue Fonds ausserdem einkommensschwachen Ländern den Zugang zu den wichtigen Medikamenten und Impfstoffen erleichtern - zum Beispiel indem die Entwicklungs- und Produktionskosten eines Medikaments vom Marktpreis entkoppelt werden.